Fleischerhandwerk: Das Original!
Vor einigen Monaten war ich in den Räumen des Deutschen Fleischerverbandes in Frankfurt um die Gemeinschaftswerbung für unser Handwerk zu besprechen. Ich gehöre zu der kleinen Gruppe der Fleischermeister, die im Arbeitskreis „Werbung“ mitarbeiten. In dieser Sitzung haben wir uns auf Begriffe festgelegt, die unser Handwerk auszeichnen: Heimat – echtes Handwerk – faire Preise.
Aus diesen Begriffen hat das Fleischer-Handwerk unter der Leitung von Dr. Reinhard von Stoutz einen Spot erstellt, der im August und September in der ARD, Pro Sieben, Sat 1 und Kabel eins laufen werden.
Das Fleischerhandwerk reagiert damit auf den Trend von Industrie und Lebensmitteleinzelhandel, mit den Tugenden des Handwerks zu werben. Unser Handwerk genießt einen ausgezeichneten Ruf, der gerne missbraucht wird. Die Kernaussage lautet deshalb: „Fleischerhandwerk: Das Original!“
Dr. Reinhard von Stoutz zeigt in einem Interview der Allgemeinen Fleischerzeitung die Zielgruppe der Werbung auf, die Frequenzen, die Kosten der 200 Spots und die begleitende Printwerbung für die Fachgeschäfte.
Folgende Gedanken haben wir uns zu den Begriffen gemacht.
Heimat: Globalisierung/Verunsicherung – regionale Wirtschaftskreisläufe – Nähe zum Lieferanten – Nähe zum Kunden – Arbeitgeber vor Ort – soziale Einbindung in den Ort…
Echtes Handwerk: Handwerklich hergestellte Waren – keine Fleißbandware – regionale Rezepturen – Traditionen – Qualität – fachliche Beratung – persönliche Gespräche mit Kunden – individueller Geschmack und Ausrichtung der Ware – Ausbildung – Fachkräfte –Weiterbildung.
Faire Preise: viele Kunden glauben, der Fleischer ist viel teurer – der Kunde lässt sich vom „gefälschten“ Preis der Discounter blenden – Preis und Qualität stehen im harmonischen Einklang – der Fleischer hat auch günstige Angebote – wir sind fair gegenüber den Vorlieferanten – wir spenden auch mal für den örtlichen Verein/Gruppe/Kirche/soziale Einrichtung…
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Sie sehen, wir haben uns viele Gedanken gemacht und müssen mit sehr begrenzten Mitteln das in einem 10 Sekunden-Spot unterbringen. Keine leichte Aufgabe – aber mir gefällt der Spot! Ihnen auch…?
Am 14. August 2009 um 10:43 Uhr
“Heimat”, “echtes Handwerk”, “faire Preise”, “Fleischerhandwerk” und “das Original”! Alles drin , alles dran. Mehr kann man in einem 10 Sekünder nicht unterbringen. Kurz, knapp und aussagestark. Gefällt mir sehr! Habt Ihr wirklich gut gemacht!!
Mal sehen, vielleicht laufen die Spots ja demnächst auch bei Center.TV www.center.tv
Gruß Rainer
Am 15. August 2009 um 12:51 Uhr
Hmm, sagt irgendwie alles und nix aus. In 10 Sekunden kann man halt nicht das sagen, was wichtig wäre.
Was sagt denn “Heimat” bitte aus? So etwas ist absolut inhaltsleer. Dann lieber “Nähe zum Lieferanten – Nähe zum Kunden”. Das kann man zuordnen.
lg Manuel
Am 15. August 2009 um 14:36 Uhr
Da bin ich ganz anderer Meinung! Heimat sagt eine Menge aus. Eine ganze Menge sogar!! Denn Heimat verweist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Aber Heimat ist noch viel mehr. Die Erinnerung gehört dazu, die ins unterbewusste Gedächtnis eingebrannte Mischung aus Geschmack, Geruch und Geräuschen. Theodor Fontane hat schon geschrieben: “Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen“. Und Herbert Grönemeyer singt: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl“.
Heimat kann eine Gegend oder Landschaft meinen, aber auch sich auf Dorf, Stadt, Land, Nation, Vaterland, Sprache oder Religion beziehen. Heimat bedeutet also eine emotionale Bindung an das Land der Väter, an dessen Menschen und Natur, an die Sitten und Bräuche, an den Dialekt, die gemeinsamen guten und schlechten Erinnerungen und Erfahrungen von früher Kindheit und Jugend.
Wolfgang R Langenbucher schreibt in seinem kulturpolitischen Wörterbuch: „Heimat ist ein Lebensraum, in dem die Bedürfnisse nach Identität, Sicherheit, Aktivität und Stimulation erfüllt werden, ein Raum, den sich die Menschen aktiv aneignen und gestalten, den sie zur Heimat machen und in dem sie sich einrichten können.“
Heimat sagt also wirklich sehr viel aus! Und seit dem Fall der Berliner Mauer ist der Wert von Heimat noch weiter gestiegen. 56 Prozent der Deutschen geben an, dass Heimat eher an Bedeutung gewonnen hat.
Und Heimat ist keinesfalls, wie bei Manuel gerade gesehen, „absolut inhaltsleer“!!
Gerade ehrliche handgemachte original Fleisch- und Wurstwaren eignen sich hervorragend für eine Kampagne, in der das Wort Heimat vorkommt!!
In der Heimat fühle ich mich wohl und in der Heimat habe ich meinen Ursprung. Und mit einem ordentlichen Stück Fleisch oder Wurst, dessen Geruch ich liebe und dessen Ursprung ich kenne und deren Geschmack mir so vertraut ist, fühle ich mich noch viel wohler!
Daher passt für mich der Begriff Heimat ausgezeichnet zum neuen Spot des Deutschen Fleischerverbandes und zur traditionellen Herstellung von Fleischereiprodukten! Denn Heimat bedeutet auch Regionalität, Tradition, Individualität und persönliche Bindung.
Die Heimat ist nun mal der Bezugspunkt des Menschen. Aus ihr ist er mit ihr entstanden. Ich kenne viele Menschen, die, auch wenn sie schon lange irgendwo anders wohnen, nach all den Jahren immer noch ein positives murmeliges Gefühl bekommen, wenn sie ihre „Heimat“ besuchen!
Dagegen habe ich „die Nähe zu Lieferanten oder zu Kunden“ auch bei anonymen und nichts sagenden Produktionen aus Ãœbersee oder Drittweltländern, deren Aufzucht-, Schlacht-, Qualität- und Transportsituationen ich nicht kenne. Man braucht heute ja nur in die Tiefkühlregale der Discounter zu schauen! Zumindest sind diese ja überall “Anbietrnah”.
Das ist für mich überhaupt keine „Zuordnung“. Zuordnung zu wem und was? Und Sicherheit schon zwei mal nicht!
Heimat jedoch ist Sicherheit und Geborgenheit, die das Bekannte dem Menschen vermittelt. Heimat ist ein Ort, an dem ich mich sehr wohlfühle, zu dem ich eine emotionale Bindung habe, an dem ich Wurzeln schlagen kann. Diese Definition ist weder inhaltsleer, noch konservativ, noch spießig! Sie erfüllt einfach ein emotionales menschliches Bedürfnis.
Aber, das beinhaltet auch den Respekt gegenüber anderen, die sich an anderen Orten wohlfühlen. Heimat ist offen, herzhaft, vielfältig und „wohlschmeckend“. Genau wie gute deutsche Fleisch- und Wurstwaren von Handwerksmetzgereien.
Gruß Rainer
Am 17. August 2009 um 10:58 Uhr
Finde auch dass der “Heimat” Aspekt im Spot selbst nicht so gut rüberkommt. “Echtes Handwerk” ist ganz gut dargestellt, “faire Preise” hmm geht so, die Szene wirkt einfach zu gestellt
Grundsätzlich aber denke ich dass die drei Themen die richtigen sind, würde aber bei “faire Preise” eher in Richtung “beste Qualität für wenig Geld” oder so gehen.
Am 19. August 2009 um 19:10 Uhr
Bzgl. fairer Preise sollte man aber auch weiter denken, als nur fair gegenüber dem Verbraucher: Dieser erwirbt doch regelmäßig qualitativ bessere Ware als abgepacktes Zeug aus der SB-Truhe im Discounter… Insbesondere, wer schon einmal Industrie-Bratwurst gekauft hat, weiß, was ich meine. Fair heißt, dass der Kunde einen angemessenen Gegenwert in Form der Ware erhält, der zudem dem Verkäufer und Produzenten als auch dem Rohstofflieferanten ein Auskommen beschert.