Ross und Reiter

Ein neuer „möglicher“ Fleischskandal erschüttert Niedersachsen. Das Politikmagazin Report Mainz berichtet über einen Betrieb im Landkreis Oldenburg, der nur einige Kilometer von uns entfernt liegt. In dem Betrieb wurde im April 2004 schon einmal, wegen eines ähnlichen Falles, ermittelt. Trotz schwerer Vorwürfe wurde das Verfahren gegen eine Zahlung von 2000 Euro eingestellt. (Hallo Portokasse)

Die neuen Bilder sind sehr verwerflich. Wir finden es sehr bedauerlich, dass wieder einmal eine ganze Branche durch den „Sumpf der Unwissenheiten“ laufen muss. Der unwissende Verbraucher verdächtigt (zu Recht) alle Betriebe im Umkreis. Es dürfen scheinbar keine Namen genannt werden, was wir sehr bedauern. Man kann den kriminellen Sumpf der unseriösen Fleischhändler nur austrocknen, wenn jeder sofort erkennt, wer gemeint ist und welcher andere Betrieb dort seine Waren einkauft.

Das diese Herrschaften keine „Gewissen“ besitzen ist letztendlich eine Auswirkung der „Geiz ist geil“ Mentalität. Billiger, billiger und nochmals billiger. Wer Hackfleisch für 1,99 € einkauft, sollte einmal für 10 Sekunden nachdenken, wie ein solcher Preis überhaupt möglich ist. Lebensmittel sind Mittel zum Leben und nicht zum früher Sterben!
Warum wird nicht ein „Schwarzbuch“ erstellt?
Warum gehen die Behörden nicht mit aller Macht gegen solche Firmen vor?
Warum werden Ross und Reiter nicht genannt?

Keine Reaktion zu “Ross und Reiter”

  1. Jürgen

    Gute Frage.
    Das “neue Verbraucherschutzgesetz” wird wohl auch in Zukunft nichts daran ändern, sie dazu die Süddeutsche Zeitung vom 4.4.07.

  2. Ludger

    Ich kann die Argumentation auch noch verstehen, denn wenn sich die Behörde versieht und einen “falschen Alarm” herausgibt, kann das sehr teuer werden. Ein Landkreis hat dafür schon kräftig zahlen müssen.
    Dann halte ich es aber für sinnvoll, dass die Medien mit ihrer Berichterstattung so lange warten, bis wirklich “Ross und Reiter” genannt werden können.

  3. Elita Wiegand

    Mich erschüttern die Berichte immer wieder.

    Ich bin auch der Meinung, dass der Sumpf nur dann ausgetrocknet werden kann, wen man Ross und Reiter nennt. Denn natürlich ist der Verbraucher nach einem Skandal skeptisch und verdächtig zunächst alle Metzger im Umkreis.

    Allerdings denke ich, dass die Fleischskandale auch immer in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Billig Mentalität stehen. Verbraucher, die für 1,99 Hackfleisch kaufen, müssen sich nicht wundern…Das stimmt einfach, Ludger!

    Also geht es dochauch darum, dass ich als Kunde auf Qualität achte und auch bereit ist, dafür mehr zu zahlen. Der Metzger meines Vertrauens, wird mich sicher nicht enttäuschen.

    Schade, dass Du in Düsseldorf keine Filiale hast, sonst würde ich selbstverständlich Wurst und Fleisch bei Dir kaufen, denn Dir vertraue ich immer!

    Dafür spricht, dass Du hier offen im Blog kommunizierst und man bei Dir hinter die Kulissen blicken kann. Den offenen Dialog, wissen langfristig sicher auch Deine Kunden zu schätzen! Und es werden immer mehr und neue Kunden dazu kommen….

  4. Manuel

    Nun, solange gammel-”verwursten” billiger ist, als die fachgerechte Entsorgung, und solange 1,99Hack gewünscht/gekauft wird…

    …so lange wird sich wohl nix ändern.

  5. Jürgen

    Dazu passt auch mein Lieblingsbeispiel, vom Tiefkühlhähnchen für 99 Cent; kann mir mal jemand verraten was dieses Hähnchen,wenn es auch nur kurzes Leben war, gefressen hat ? Nimmt man noch Kosten für Schlachtung, Transport und Verpackung dazu, die Kosten für den Zuchtbetrieb: Personal, Energie, Steuern, Berufsgenossenschaft etc pp und das inklusive 19% MwSt.????????
    Zurück zum Toppic, Sorgfaltspflichten haben auch die Veterinäre, die Medien, die Politik und nicht nur die Produzenten. Also sollten solche Betriebe sorgfältig geprüft und dann aus dem Markt genommen werden, wenn es berechtigt ist, allerdings sollten sich diese Prüfungen nicht über Jahre und zig Instanzen laufen.. sonst nützen sie nichts.

    Dem Verbraucher kann man da nicht immer die Schuld geben. Da sind wir wieder beim Huhn: was war zuerst da, das Huhn oder das Ei ?
    Der Verbraucher der günstig einkaufen möchte oder der “kriminelle” Produzent der um jeden Preis den Konkurrenten unterbieten möchte oder muß ?
    Ziemlich komplexes Thema !
    Schnelle Zeit, schnelles Essen,schnelle Produktion….Hektik überall ! Damit werden wir wohl leben müssen, und ich bezweifle, daß sich dieser Prozeß noch einmal verlangsamen oder umkehren läßt.
    In der Gastronomie sind schon Preise schwer durchsetzbar, wenn man seine Lieferanten sorgfältig auswählt, besser Qualitäten bietet und daher etwas höher liegt. Um die Ecke ist ein Mitbewerber der vermeintlich das selbe, aber zu einem billigeren Preis anbietet…ganz schwierig !!!
    Wir achten zB darauf kein importiertes Schweinefleisch aus schnell Aufzuchten zu verarbeiten, die Gäste danken es uns…ob die Akzeptanz für den Preis für ein Hallisch-Westfälisches Bioschweinefleisch da wäre , das muß ich gestehen traue ich mich nicht auszuprobieren und die Biofleischproduzenten können zudem nie garantieren, daß immer alles in ausreichenden Mengen vorhanden ist.
    Was nütz es mir wenn ich 20 Kg brauche und der Produzent kann mir nur 5 Kg liefern, mein Gast wird dann dafür kein Verständnis haben.

    Wir werden aber demnächst probieren, ausgesuchte Biofleischprodukte zusätzlich, aus unserer Region anzubieten (in kleineren Mengen) und den interessierten Gästen auch die Möglichkeit geben sich diese gezielt auszusuchen.

  6. Ludger

    @Manuel
    Du hast (leider) völlig Recht. Das Problem wird immer wieder auftreten.

    @Elita
    ich sollte Düsseldorf wirklich ins Visier nehmen… :-)
    Ich hatte heute ein paar Stunden Zeit, die ich überbrücken musste. Da bin ich in einem sehr großen Verbrauchermarkt gegangen und habe die Kunden beobachtet. Vielleicht sehe ich das alles zu “verbissen” – aber wie dort eingekauft wird, wie lieblos bedient wird und wie gedankenlos eingekauft wird…das fand ich sehr erschreckend.
    Wir leben einfach im totalen Ãœberfluss!
    Vielleicht bringt der Blog etwas (nur ganz etwas) mehr Bewusstsein.

    @Jürgen
    Du hast das Thema sehr gut betrachtet. Sie deckt sich mit meiner Einstellung. Dein Betrieb hat sich auf Qualität eingestellt. Das ist langfristig sicher der bessere und ehrliche Weg. Ich weiß aber auch, dass viele Deiner Kollegen das ganz anders handhaben. Ich beliefere einige Gastronomiebetriebe mit frischer Ware. Diese Betriebe sind gut aufgestellt. (Das liegt nicht an unserer Ware!) Das liegt an der Einstellung des Inhabers zu Lebensmittel.
    Insofern, danke Jürgen, für Deinen sehr wertvollen Beitrag.
    Das Thema bleibt spannend!

  7. Dipl.-Kfm. Hans-Jürgen Schmidt

    Hallo Herr Freese,
    wenn sich der Bund mit der entsprechenden Gesetzgebung schwer tut, sollten wir vielleicht auf Länderebene schneller voran kommen. In NRW hat jetzt das Kabinett einen Entwurf verabschiedet, der Behörden die Rechtsgrundlage liefern könnte, die “Gammelfleisch-Händler” öffentlich bekannt zu machen. (dpa-Mitteilung gemäß NW vom 18. 04. 2007)
    Dipl.-Kfm. Hans-Jürgen Schmidt (Fleischerblog-Moderator)

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