Der Super-GAU im Partyservice

Als ich am Samstagabend das letzte Buffet ausgeliefert hatte, war ich völlig entspannt. Der Druck eines sehr arbeitsreichen Wochenendes fällt ab. Ich bin sehr langsam zurückgefahren, habe gute Musik sehr laut gehört und war froh, so weit zu sein. Das Auslieferungsfahrzeug habe ich dann gleich in die Garage gefahren und mitgedacht: „Dich gebrauche ich erst am Montag wieder!“ Lässig ging ich die Küche. Dort tobte der Bär! „Wir haben zwei Buffets vergessen! Die Aufträge hingen bei der Sonntagslieferung!“ sagte meine Frau hektisch. Ihre Hand zitterte als sie mir das Lieferdatum auf dem Auftrag zeigte. Verdammt! Das ist uns noch nie passiert, weil ausnahmslos alle Aufträge über die EDV laufen und die Listen in der Küche immer abgearbeitet werden. Es war 19:10 Uhr und zwei – wenn auch kleine Buffets -  hätten schon längst beim Kunden sein sollen. Gottlob mussten beide Buffets nach Vechta.

Alle Öfen liefen schon. Zum ersten Buffet wurde der Braten in dünne Scheiben geschnitten und quasi kurzgebraten. Die Saucen, Zwiebeln und das Gemüse waren schnell zubereitet. Bei der zweiten Gruppe war es viel aufwendiger. Einen Rinderbraten konnten wir nicht mehr zaubern, also habe ich Roastbeef in dicke Scheiben geschnitten und diese später schräg angeschnitten. Zeitgleich wurde die Auslieferungsfahrzeuge beladen. Die Straße der Lieferadresse wurde im Internet gesucht. Beim zweiten Buffet gab es noch erheblich Verzögerungen, weil wir in der Hektik die Bandnudeln und die Röstkartoffeln vergessen hatten. Meine Frau und ich haben an diesem Abend allein in der Küche gearbeitet und das Restaurant war auch noch voll. Es gab also keine „bezaubernde Jeannie“ die alles schnell schafft.

Es musste noch eine Käseplatte gelegt werden, eine Lachslasagne geschichtet und gebraten werden und einige Saucen gekocht werden. Die Zeit läuft uns davon. Die Kundin vom ersten Buffet waren am Telefon etwas ungehalten. Daraufhin haben wir uns sofort beim zweiten Buffet angerufen und angekündigt, dass wir ca. 60 Minuten später kommen werden.

Ich bin dann mit dem ersten Buffet schon abgefahren, weil die Uhr eine Art „Geisel“ war. Ich schätze, dass Fleisch ist vorher noch nie 160 km/h gefahren worden… Beim Kunden habe ich mich auf „böse Worte“ und scharfe Kritik eingestellt, als ich um 20:05 Uhr eintraf. Mit einer tiefen Verbeugung habe ich mich beim Gastgeber und den Gästen entschuldigt. Die Truppe war schon sehr lustig. Ein paar lustige Worte und die Party war gerettet. „Puh, das ging ja ganz gut“, dachte ich mir.

Schnell bin ich meiner Frau entgegengefahren um gemeinsam das zweite Buffet auszuliefern. Dummerweise konnten wir die Straße nicht so schnell finden, weil das Straßenschild halb in einer Hecke eingewachsen war. Die Gastgeber standen schon am Fenster und erwarteten uns, als wir um 20:25 Uhr mit zwei Autos auf den Hof fuhren. Auch hier wurde alles in gewohnter Routine und Gelassenheit aufgebaut. Etwas „Smalltalk“ und eine herzliche Entschuldigung beim Kunden, schafften schnell eine andere Atmosphäre.

So eine „Herzinfarkt förderndes“ Arbeiten muss ich nicht noch einmal haben! Der Fehler lag ganz eindeutig bei uns. Wir haben alle die Aufträge gesehen, aber Wichtiges einfach übersehen. Gut nur, dass so etwas bei uns noch nie passiert ist. Aus der Aktion werden wir wieder lernen und für zukünftige Aufträge hellwach sein.

Entschuldigen möchte ich mich noch einmal bei unseren Kunden und deren Gäste. Sorry.

5 Reaktionen zu “Der Super-GAU im Partyservice”

  1. Doc Sarah

    oh my, lusches… als ärztin hab ich den defibrillator schon in der hand, wenn ich das lese… mach mir sorgen um carola und dich… aber so geht’s…
    bei mir ist das gern montags, wenn die angestellten noch zig “akut” termine in die voll ausgebuchte praxis einbestellen… also patienten, die seit 4 wochen, aber heute dann besonders “akut” sind… – aber das sind andere geschichten… und keiner einer der patienten hat verständnis… sie wolen das volle -nicht vorbestellte- buffet.. zur flatrate des nanny-staates.. “steht mir ja zu”…

  2. Biggi

    puuh.

    Aber klasse, dass ihr das noch hingekriegt habt.

  3. Iris

    Bärenstark! Gut gemacht!

  4. Lydia

    Ohhhh Ludger, da stellt ja glatt der Ozean auf Sri Lanka seinen Wellengang ein und mir stockt der Atem, wenn ich sowas lese. . . Wer, wenn nicht Caraola und Du, hätte das leisten können? Herzliche Gratulation Euch beiden. Vielleicht ist es Dir gar nicht bewusst: die “zeitlichen Schotten” lassen manchmal Flügel wachsen, oder?Ihr beide habt heute die meisten Stimmen und den Preis aufrichtig verdient :-) ). Herzliche Grüße von der Induruwa Beach

  5. Matthias

    Mein Güte, das ist ja unglaublich. Wie sie das noch hinbekommen haben! Respekt!

    Da gehört schon viel Erfahrung zu, nicht einfach die Flügel hängen zu lassen sondern mit Vollgas die Situation zu retten.

    Wenn dann mit einer feinfühligen Entschuldigung die Kunden auch noch mitspielen, wird die Reputation sogar noch gesteigert.

    Viel Erfolg für die Zukunft!

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