Fleischkonzern geht neue Wege und verzichtet auf Werkverträge

Foto: Wurst vom handwerklichen Fleischer

Sehr begrüßen möchte ich die Entscheidung der Fleisch- und Wurstwarenhersteller Steinemann aus Steinfeld, die sich fast ganz aus den umstrittenen Werksverträgen verabschiedet haben
Steinemann hat seine Werke bei uns im Landkreis Vechta und gehörte auch zu den umstrittenen Betrieben in der Region, die mit den Umgang von Werksarbeitern in die Kritik geraten sind. Dieser zum Teil unmenschliche Umgang mit Menschen aus Osteuropa war wirklich nicht mehr anzusehen. Fast alles Großbetriebe der Fleischbranche, haben hier Mitarbeiter beschäftigt, die mit 3,50 – 4,00 €/Stunde arbeiten mussten (oft noch weniger) Die Unterkünfte wurden dann völlig überteuert und in einem unbewohnbaren Zustand vermietet!  Der Druck aus der Gesellschaft, den Medien und vor allem der Kirchen (Prälat Peter Kossen sei hier genannt) haben Veränderungen hervorgerufen.
So kontrollieren die Landkreise Vechta und Cloppenburg jetzt die Werkswohnungen öfter. Es wurden Standards für die Wohnungen festgelegt. Die Firma Steinemann geht hier noch einen deutlichen Schritt weiter. Sie zahlen den Mindestlohn (8,50€) schon jetzt, obwohl noch 7,75€ möglich wäre. Von den 350 Mitarbeitern sind nur noch ganz wenige als Werksarbeiter beschäftig.
Steinemann hat in Steinfelds polnischen Partnerstadt Jastrowie junge Menschen die Ausbildung zum Fleischer angeboten. Die Praxis fand hier im Werk statt, die theoretische Ausbildung wurde in Polen vermittelt. So konnten 14 Mitarbeiter in einen festen Beruf geführt worden, die nun alle bei Steinemann fest eingestellt wurden. Ihnen wurden sogar moderne Wohnungen gestellt, jeweils zu 700.-€ im Monat – gezahlt vom Unternehmen!
Steinemann hat so als Unternehmer nicht nur Lippenbekenntnisse gemacht, sondern er hat gehandelt, er hat Verantwortung für die Menschen in seinem Unternehmen übernommen. Das ist der richtige Weg. Ich habe schon einmal darüber berichtet. Siehe hier.

Mich hat die Thematik Werksarbeiter und die unmenschlichen Begleiterscheinungen sehr beschäftigt (wurden wie Tiere gehalten). Ich schreibe auch als Obermeister der Fleischer-Innung Vechta, denn das Image des Fleischerberufes hat dadurch erheblich gelitten. In den Köpfen vieler Verbraucher werden die negativen Schlagzeilen der Konzerne, auf die kleinen handwerklichen Betriebe multipliziert. Wir Handwerksfleischer haben schon immer junge Menschen eine Ausbildung gegeben und haben für die Region viele Arbeitsplätze geschaffen. Das hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Erstens wurde die Berufsschule für Fleischer aufgelöst, weil es kaum noch Lehrlinge gab. Zweitens schließen immer mehr Fleischereien ihre Türen für immer und drittens hat sich das Einkaufsverhalten der Kunden stark geändert.

Daher bin ich sehr froh, dass Unternehmer wie Steinemann den Ausbildungsweg gehen und wieder feste Mitarbeiter einstellen. Ich hoffe, dass diese Entwicklung Schule machen wird. Ich würde es sehr begrüßen, wenn weitere Großunternehmen in der Fleischbranche den Weg der Verantwortung und Wertschätzung gegenüber ihrer Mitarbeiter einschlagen. Es dient dem Image, der Firma, den Menschen und dem Wohlstand. Mir ist auch klar, dass solche Fehlentwicklungen nicht in wenigen Wochen zu beheben sind. Nur wenn wir ehrlich und offen damit umgehen (und es auch wirklich wollen) kann etwas verändert werden.
(Quelle der Daten: Oldenburgische Volkszeitung vom 24.Januar 2015. Reporterin: Linda Braunschweig)

2 Reaktionen zu “Fleischkonzern geht neue Wege und verzichtet auf Werkverträge”

  1. Daniel

    Das ist doch mal eine gute Entscheidung, es sollte mehr Unternehmer geben, die so denken und handeln!

  2. Peter

    Wie lange das wohl halten wird ist fraglich…

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