Zehn Gründe, warum ich den Onlineshop eingestellt habe (Teil 1)

Viele unserer Stammkunden aus dem Onlinehandel fragen verwundert an, warum wir unseren Onlineshop geschlossen haben. Auch bei einem Interview vor einigen Tagen kam verwundert die Frage: „Wie, Sie haben den Onlineshop geschlossen? Was sind die Gründe dafür?“

Die Gründe sind sehr vielseitig. Ich versuche einmal diese zu erklären und zu hinterleuchten. Der Onlineshop mit dem Namen und der Domain „mybratwurst.de“ war ein Produkt aus unserer Zeit, wo wir noch die Fleischerei als Hauptstandbein hatten. Die Fleischerei ist aus bekannten Gründen geschlossen worden und unser Hauptschwerpunkt ist nun das Catering und das Restaurant. Wir stellen also nicht mehr alle Produkte selber her, sondern lassen uns mit der Wurst von einem befreundeten Kollegenbetrieb beliefern. Darüber sind wir sehr dankbar, denn sie stellen z.B. die Kohlpinkel tatsächlich nach unserer Rezeptur her.
Somit steht als erster Grund zur Schließung des Onlineshops fest: Wir verkaufen nicht nur unsere „eigene Produkte“, sondern handeln auch Ware durch. Ich möchte mich aber mit meiner Ware identifizieren und authentisch bleiben. Das war mir persönlich wichtig! Ich möchte ehrlich im Netz sein.

Ein weiterer Blickwinkel für diese Entscheidung: Als Onlinehändler habe ich das Gefühl gewonnen, ein „Krimineller“ zu sein, der ständig seinen Kunden etwas Schlimmes will. Der Gesetzgeber greift immer stärker in den Onlinehandel ein, so dass nur noch Luft für die großen Shops bleibt. Jüngstes Kind ist z.B. das Widerrufsrecht im Onlinehandel. Der so genannte Verbraucherschutz ist für viele Verbraucher kein Schutz mehr, sondern sorgt für eine völlige Verwirrung. Ich weiß, dass es im Netz viel Kriminalität gibt und unseriöse Lebensgefährten betrügerisch unterwegs sind. Wenn ich mich jedoch als kleiner Handwerker mich mit solchen Leuten vergleichen lassen muss, dann ist das nicht schön.
Mein zweiter Grund: Der Gesetzgeber beregelt den Onlinehandel zunehmend stärker. Neue Regeln verlangen eine ständige Änderung des Shops!

Die Kosten eines Onlineshops sind nun einmal da. Für meinen kleinen Shop mit etwa 20 Artikeln waren es jährlich etwa 1000.- Euro. Einen Großteil davon bekommt der Shopanbieter (Provider). Die Kosten für die technische Umsetzung (Agenturkosten) waren überschaubar. Ärgerlich waren aber immer die regelmäßigen Shopprüfungen eines Anwalts, ob alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden. Es sind dann meistens Fachanwälte, die ich beauftragt habe, alles zu prüfen. Abmahnungen sind immer sehr “beliebt”… :-(
Jetzt könnte man sagen: „Leg doch einfach diese Kosten auf den Kilopreis der Ware um, erhöh diese und fang so die Summe auf!“ Ich wollte aber nicht zwei unterschiedliche Preise für ein Produkt. Kunden die bei uns an der Ladentheke eine fachliche Beratung und einen persönlichen Einkauf tätigen, bekommen die Ware günstiger, als Kunden die im Shop einkaufen…? Möchten Sie das?
Ein 3.Grund den Shop zu beenden: Die hohen Kosten des Shopbetriebs lassen sich kalkulatorisch nur schwer einfangen.

Wer schon mal im Netz eingekauft hat, der hat sicherlich schon einmal auf seine bestellte und bezahlte Lieferung gewartet. Sie kommt dann später oder im ungünstigen Fall gar nicht an. Dieser Trend, dass Pakete unerklärlich verschwinden, nimmt in jüngster Zeit stark zu. Für uns ist es immer superpeinlich, wenn Kunden anrufen: „Sie haben uns am Dienstag geschrieben, dass die Ware abgeschickt worden ist! Heute Montag und immer noch nichts da!“ Wir verschicken Lebensmittel, und diese müssen schnell (!) verschickt werden. Ich muss jedoch anmerken, dass geschätzte 99,5% der Pakete pünktlich angekommen sind. (DHL) Die DHL ist für uns der richtige Versandpartner (immer noch!) Schnell, pünktlich und für den Kunden verlässlich. Was uns jedoch ärgerte, waren die Reklamationen über verschwundene Pakete. Die Nachforschungen der „Deutschen Post“ werden zwar entschuldigt und bezahlt, aber die Mehrarbeit bleibt bei uns hängen (Ãœberwiesen wird dann nur die Nettosumme) Finde wirklich eine Recherche statt…? Auch Nachnahmebeträge verschwinden regelmäßig ins Nirgendwo.
Der 4. Grund: Das Verschwinden von Paketen ist für uns nicht zu tolerieren und stört das Vertrauen zu unseren Kunden erheblich.

Ein weiter Entschluss war, dass es bei der Paketzustellung Probleme gab. Es kam vor, dass Pakete zurückgeschickt wurden. Gründe waren nicht etwa: „Empfänger verzogen oder unbekannt“ oder „Annahme verweigert“, sondern ein Passus in den Geschäftsbedingen der DHL. Dort heißt es: „…temperaturgeführtes Gut…“ werden als Verbotsgüter bezeichnet. Wir verschicken meistens in sauberen Isolierboxen die Ware. Es kam vor, dass der/die Paketzusteller/in Pakete nicht zugestellt haben, weil sie vermutet haben, in diesem Paket könnte „temperaturgeführtes Gut“ sein. Die Ware war nach einem 14-tätiger Postirrweg unbrauchbar und muss entsorgt werden. Eine Rückerstattung gab es nicht.
Grund Nr.5 – Die Rücksendungen aufgrund der Geschäftsbedingungen des Paketversenders

Hinweis: Der 2.Teil meiner Ausführungen folgt am Montagabend.

Eine Reaktion zu “Zehn Gründe, warum ich den Onlineshop eingestellt habe (Teil 1)”

  1. Norbert Albrecht

    Ich finde deine Ausführungen super gut. Die Hintergründe so klar darzustellen findet meinen größten Respekt. Dein Aufrichtigkeit ist beeindruckend. Mach weiter so . solche Menschen wie dich braucht das Land. mfg Norbert PS bin auf deine Fortsetzung gespannt.

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