Lebensmittelterroristen

Meine Meinung:

Ganz ehrlich, ich wollte mich mit dem Thema “Dioxin in Lebensmitteln” und die damit verbundene Verbindung zu meinem Geschäft nicht befassen. Die Vernetzung von Lebensmitteln ist aber so groß, dass kaum jemand den Ãœberblick behält. Regionales wird propagiert, aber die Realität sieht ganz anders aus.

Bisher hat mich kaum ein Kunde auf Dioxin im Fleisch angesprochen. Die Ursachen sind bestimmt unterschiedlicher Natur, denn zum einem hat sich der Verbraucher an Skandale gewöhnt – er stumpft ab, aber viel schlimmer ist die Ohnmacht, mit der wir all diesen kriminellen Machenschaften einiger skrupelloser Herrschaften ausgeliefert sind. Diese Menschen spielen mit unserer Volksgesundheit. Das ist kein Kavaliersdelikt mehr, sondern gehört schnell und gnadenlos bestraft. Dabei sind für mich alle Straftäter, die von der Panscherei gewusst haben, ob Firmeninhaber, Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden und auch die Behörden! (…denn warum schaut man 20 Jahr nicht hin? Wollen die nichts gewusst haben?)

Das es jetzt hier im Landkreis auch noch Futtermittelhersteller gibt, die wissendlich ihre Daten falsch weitergeben, ist für mich aus Sicht der Verbraucher ein bodenlose kriminelle Handlung. Alle beteiligten Firmen, die nachweislich etwas vertuscht oder manipuliert haben, gehört mit sofortiger Wirkung die Linzens entsorgen. Sie müssen wie beim Führerscheinentzug in einem komplizierten und zähen Verfahren beweisen, dass sie wieder seriös sind und Lebensmittel für uns produzieren können. Es passiert aber nichts oder nicht genug! Die „Strafen“ werden aus  der Portokasse gezahlt.

Jetzt nach mehr Staat und mehr Kontrollen zu rufen, ist sicherlich wünschenswert, aber vom Gesetzgeber in letzter Konsequenz gar nicht erst gemeint. Es wird „Bürokratieabbau“, „Selbstverantwortung“, „Zivilcourage“ und einen „schlanken Staat“ gefordert – aber die Realität mit massivem Personlabbau bei Behörden wie Polizei, Zoll und Aufsichtsbehörden läuft in eine ganz andere Richtung. Wer soll es kontrollieren? Wer soll es bezahlen?

Ich finde, Firmen die mit unserer Gesundheit spielen, sind die Terroristen der Neuzeit, die mitten unter uns leben. Unsere Gesundheit kann nicht von Ärzten, Behörden, der Lebensmittelkette oder einigen Biobauern aufgefangen werden, solange es gewissenlose Typen gibt, die nur „€-Zeichen“ sehen.

Wenn wir es schaffen, dass Ehrlichkeit, Werte und Achtung vor der Person wieder in der Gesellschaft Platz finden, können wir einen Neuanfang schaffen. Aber bitte sperrt alle „Lebensmittelterroristen“ langfristig weg. Wir wollen Euch nicht mehr! Geht bitte!

14 Reaktionen zu “Lebensmittelterroristen”

  1. Alexander

    Ja, das ist auch meine Meinung. Ich würde aber noch einen Aspekt ergänzen: Welche Schuld trifft die Verbraucher, die durch ihr Kaufverhalten ja durchaus Anreize zum einen oder anderen Verhalten setzen? Oder wäre es trotz kritischem und bewußten Käuferverhalten so, dass Skrupellosigkeit und Profitgier vorherrschen würden?

  2. Mike

    Ludger, Du hast ja Recht! Nur, ganz so einfach wird das nicht. Solange die Verbraucher nach immer billigerem Fleisch und anderen Lebensmitteln schreien, werden sich immer Leute finden, die diese Klientel bedienen wollen. Wie geht das: Schweinenacken mit Knochen für 2,22 € pro Kilo? Der Verbraucher will es, und er bekommt es. Und damit er es bekommt, wird halt woanders “gespart” (gepanscht, gelogen und betrogen). Erst wenn der Verbraucher höhere Preise für Fleisch, Eier, Milch usw. akzeptiert, dann wir es auch wieder gute Lebensmittel geben. Zumindest zum großen Teil.

  3. Thomas Hönnger

    Lieber Mike, der Kunde bekommt was er will? Also wenn ich an die Tankstelle fahre und der Liter Super kostet aktuell 1,51 € behaupte ich mal, das will keiner. Es will sicherlich auch kein Raucher 5-6 € für eine Packung Zigaretten bezahlen, und? Die Autofahrer und Raucher bezahlen’s denn was wollen sie machen? Solange Fleisch so billig angeboten wird, wird es auch gekauft, ganz gleich aus welchen Gründen der Kunde zugreift. Die großen Supermarkt- und Discounterketten missbrauchen halt gerne Lebensmittel (Fleisch, Wurst, Molkereiprodukte) um die Kunden anzulocken. Was mir grad noch einfällt: man sollte den Billigheimern den Zusatz “Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen” untersagen. Ich schätze, wenn die billigen Schweinenacken karton- oder palettenweise rausgehen funktioniert deren Kalkulation nicht mehr und sie machen richtig Verlust. Dann lassen sie solche Aktionen ganz schnell bleiben.

  4. Doc Sarah Schons

    es liegt an jedem von uns – wir sollten wieder “verbraucher” werden und nicht “missbraucher”. einen guten artikel dazu findet ihr hier:
    http://fettehenne.info/archives/945

  5. Inga

    Diese Meinung teile ich.”Lebensmittelterroristen”, sehr schön gesagt!
    Sicher werden die Überprüfungen nun noch mehr verschärft, doch langfristig bringt das doch nichts, denn diese Kosten werden nicht gezahlt werden wollen! Es geht doch immer ums Geld.
    Wenn der Verbraucher wählt, weiß dass Essen, Herstellung, Gesundheit und Achtung zusammengehören, dann kann sich in der Lebensmittelindustrie etwas ändern, finde ich. Wenn der Verbraucher sieht, dass der Wert von Geld eigenverantwortlich umgesetzt werden kann, glaube ich daran, dass diese Haltung “Geiz ist Geil”, sich mal verkleinern könnte. Das wünsche ich mir jedenfalls.

    Ausserdem:Ich würde gerne mal die Tiere fragen, wie die das alles finden. Doch leider können die nicht sprechen, die haben doch auch einen Wert und Achtung verdient. Um die geht es doch auch! Vielleicht anderes Thema, aber gehört das nicht auch dazu?

  6. Markus aus dem Emsland

    Skandal im Skandal!
    Und nun kommt’s richtig dicke:
    Wir Landwirte und Tierhalter arbeiten seit vielen Jahren daran, daß das Image der Tierhalter besser wird, daß der Tierschutz und die Qualität unserer Produkte immer mehr in den Vordergrund rücken! Die erste Skandalwelle ist am abklingen … da kommen schon wieder neue Negativ-Meldungen.
    Ein Futtermittelhersteller aus Damme….. mehr wird nicht gesagt. Warum?
    Es ist die LB-Damme, auch im Internet unter www.LB-Damme.de !
    In der gesamten Branche brechen die Erzeugerpreise zusammen. Erlöse für Schlachtschweine sind alleine am vergangenen Freitag um 23 Cent gefallen. Nun schreibt die ISN (Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland) „Die gesperrten Betriebe müssen in Abstimmung mit dem Veterinäramt eine Beprobung ihres betroffenen Bestandes durchführen.“
    Und es geht weiter mit „Die Kosten für die Untersuchungen sind vom Landwirt zu tragen.“ Warum?
    Die LB – Damme hat hier geschlampt! Warum müssen die nicht die Kosten tragen?
    Während sich nun die Fleischmafia (Schlachtkonzerne) mit günstigem Schweinefleisch eindeckt, und diese bis zur Grillsaison einlagert, wird dem Ladenmetzger wie Ludger u.a., das Produkt „Fleisch“ fürs gleiche Geld wie in den letzten Wochen angeboten.
    Es bereichern sich wieder einmal eine ganze Menge Leute an einen laufenden Skandal!
    Ausbluten müssen es wieder mal die Landwirte:
    -das Menschliche auf den gesperrten Betrieben geht an die eigene persönliche Psyche.
    -fallende Preise, die schnell einen Familienbetrieb in den Ruin treiben.
    -Kosten für Untersuchungen, die durch kriminelle Machenschaften von Anderen verursacht werden.
    -u.s.w

    Aber wichtig ist es, das die Verursacher immer schön geschont werden!
    Hier nochmal die Mail-Adresse der aktuellen „Lebensmittelterroristen” : info@lb-damme.de ,die uns Tierhaltern jetzt den Gnadenstoß geben!
    Eine Schande für unseren Berufsstand!!!

  7. Ludger

    @Alle,
    ganz herzlichen Dank für die vielen ehrlichen Meinungen und Erlebnisse. Ich möchte hier niemanden vorverurteilen, aber wer Verantwortungslos handelt, muss zurecht die Konsequenzen tragen. Das könnte meiner Meinung nach noch viel schmerzlicher ausfallen.

    Ganz besonders möchte ich den Link von Doc Sarah Schons (Kommentar #4) ans Herz legen. Darin wird einiges genau auf den Punkt gebracht. Danke Sarah!

  8. Mike

    @Thomas: Leider hinkt Dein Vergleich. Es liegt nicht im Interesse des Staates uns mit preiswertem Benzin zu versorgen. Denn je teurer der Sprit, desto mehr Geld wird in die Staatskasse gespült. Bei den Zigarretten ist es ähnlich, und die sind nicht essenziell. Lebensmittel schon.
    Dann könnte man noch bei den Strompreisen weitermachen, aber das führte hier zu weit …

  9. plasmajobber

    Ganz ihrer Meinung, Meister Freese, die verantwortlichen Politiker gleich mit in den Sack und Knüppel drauf !
    Aber uns Verbrauchern steht auch eine gehörige Tracht zu. Wenn wir
    alle Lebensmittel immer nur für´n Appel und´n Ei woll´n, müssen wir uns
    nicht wundern, wenn die Produzenten, die wir in die Enge getrieben haben,
    verzweifelt nach einem Ausweg suchen, um selbst zu überleben. Und Auswege gibt es ja in Deutschland nach Gesetzeslage jede Menge, nur Verantwortliche gibt es herzlich wenige. Also, ich wünsche mir eine ausgewogene Politik für Verbraucher und Produzenten und bin bereit, dafür auch ein paar Euro mehr zu bezahlen. Allerdings erwarte ich dann auch eine absolut konsequente Durchsetzung von Richtlinien, Normen und Gesetzen seitens der Politik.

    dank+gruß,

    r.h.

  10. URS

    Was nutzen Geldstrafen oder kleine sonstige Bestrafungen?
    Zur Not wird Insolvenz angemeldet und damit gedroht, die Mitarbeiter dem Arbeitslosenamt zuzuführen.
    Eine Dioxinprobe dauert zur Zeit lange und kostet viel Geld, weil erst die fettlöslichen Dioxine aus der Probe extrahiert werden müssen (das dauert), danach werden die Extrakte durch den Chromatografen geschickt und mit Vergleichsproben verglichen — wenn die Messwerte übereinstimmen, ist der Stoff drin.
    Es gibt über 180 verschiedene Stoffe aus der Dioxinklasse, und wahrscheinlich ein paar unbekannte. Die meisten davon können vom Körper zerlegt und neutralisiert werden, nur einige wenige sind dauerstabil, lagern sich im Fettgewebe ab und bleiben dort bis über den Tod, wobei sie vorher ein paar Körperzellen so verändert haben, dass diese ungehemmt wachsen, landläufig als Krebs bezeichnet.
    Jedes der gefährlicheren Dioxin-Moleküle erhöht das Krebsrisiko.

    Da die Firmen Futter-, also *Lebens*-Mittel herstellen, ist es meiner Ansicht nach in Ordnung, wenn von Geschäftsführung bis zum Säckeschlepper von jeder Charge ein Löffelchen gegessen werden muss. Das kann man Geschmacklich mit Ketchup oder Zucker verfeinern, und was für Hühner gut ist, kann für Menschen nicht schlecht sein. Davon ein Video (Probenentnahme bis Runterschlucken) auf den Firmenserver, und schon kann der Verbraucher sicher sein, dass keine Gifte drin sind.
    Was haltet Ihr davon?

    Ludger, probiert Ihr Eure Produkte nicht auch ständig?

  11. Ludger

    @Alle,
    ganz besonders schlimm finde ich es, dass unzählige landwirtschaftliche Betriebe und deren Familien darunter leiden, obwohl bei ihnen alles in Ordnung ist. Der Preisverfall geht unter das Existenzminimum vieler Betriebe. Es wird sehr lange dauern, bis der Kunde wieder Vertrauen gefunden hat.

    @URS,
    du kennst mich…ich probiere nicht 100% meiner Waren, aber sehr viel :-)

  12. Kristof

    Um das Dioxin ist es die meiste Zeit leise. Bis auf solche »Skandale« wie jetzt. Und das mit Vorsatz. Denn die höchsten Dioxin-Werte erreichen Tier-Produkte aus Freilandhaltung. Die jetzt »verseuchten« Eier weisen im Spitzenwert einen Dioxingehalt von 12 pg/1 g Fett – und alle rufen: »Skandal«. Die »normal« gemessenen Dioxin-Werte aus Freilandhaltung bei kleinen Betrieben (der Ökobauer um die Ecke) weisen bei einem Drittel der Betriebe Werte von über 20 pg Dioxin pro 1 g Fett.

    Wer jetzt die beanstandeten Dioxin-Eier essen würde, würde für kurze Zeit somit weniger Dioxin zu sich nehmen als der Liebhaber der Eier aus Freiland-Ökohaltung die ganze Zeit zu sich nahm. Mahlzeit. Deswegen ist Bereitschaft die Eier nach Dioxin hin zu untersuchen meist wenig ausgeprägt. Mit Vorsatz.

    Würde man dazu noch die Öko-Produkte nach Schimmelgiften und Schwermetallen hin untersuchen, wäre dies der Tod der Bio-Landwirtschaft.

    Schon Renate Künast – damals als sie noch Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft war – musste feststellen, dass Dioxin ausschließlich ein Problem der Freilandhaltung ist. Seitdem hat man es politisch korrekt vermieden zu messen, weil dies negativ für die Propagierung der Bio-Landwirtschaft wäre.

  13. Beate

    Ich weiss jetzt schon dass die Strafen für nur wenige Schuldige verhängt werden und das Strafmaß lächerlich sein wird ünd in keinster Weise die Futtermittelhersteller abschrecken wird, eher im Gegenteil.

  14. eartha

    pics of selena gomez

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