Hinter der Maske
Foto: Hinter der Maske – die Brille ist beschlagen.
Hinter der Maske – Beobachtungen über mein und unserem Maskenverhalten
Thema Schutzmaske: Ok – sie muss sein. Ok – sie kam viel zu spät. Ok – wir schützen damit andere Menschen. Ich muss aber gestehen, dass ich persönlich mit dem Tragen der Masken echte Probleme habe. Ich weiß ja nicht, wie es anderen Brillenträgern ergeht, aber meine Brillengläser beschlagen ständig. Ich bin schon vom dicken Stoff auf sehr viel leichtere Stoffe gewechselt und von dem Stoff auf alte T-Shirts (selber geschneidert), dessen Anleitung ich mit im Internet gesucht habe. Dieser Schutz ist dann für kurze Zeit erträglich – obwohl ich bei der Fußpflege nur ohne Brille den Stuhl besetzen konnte. Ich fühle mich extrem unwohl hinter der Maske. Ãœber den wirklichen „Schutz“ einer solchen „Alibi-Maske“ möchte ich nicht urteilen. Wenn es gefordert wird, verschließe ich mich nicht. Ich würde damit aber nur sehr ungern einkaufen gehen und ich denke, die meisten Kunden auch nicht. Also bleibe ich lieber @home und stelle mich nicht bloß. So kann Konsum, Miteinander und Unterstützung des örtlichen Handels niemals klappen. Die Maske hindert was uns Menschen ausmacht.
Ich habe viele Brillenträger gesehen und auch gefragt, wie sie mit der Maske in Kombination zur Brille klarkommen. Die meisten gehen bis zum Eingang, stecken ihre Brille in die Tasche, setzen die Maske auf und tapsen durch den Supermarkt. Erkennen tun sie nur wenig, weil die Sehunterstützung nicht da ist. Bei schwacher Kurzsichtigkeit mag das gehen, aber ich persönlich würde Menschen, Regale und Panzer umrennen. Also kommt der „Alibi-Schnutenpulli“…
Andere Brillenträger kommen bei uns ins Lokal und man sieht die beschlagenen Brillengläser. Ich kann mich gut in die unangenehme Situation versetzen – so ein eingeschränkter Blick ist extrem nervig. Wenn ich die Hilfslosigkeit der Gäste sehe – und da kommt häufig vor – dann empfehle ich auch gesundheitlichen Gründen auch schon mal, das Tuch zu entfernen. (Bevor ich Erste Hilfe wegen Atemnot leisten muss) Der Abstand bei uns hinter der Theke ist dabei gegen…wir lassen immer nur max. zwei Personen ins Lokal und die Desinfektion der Hände ist eingerichtet. Also lieber zwei Minuten ohne Mundschutz, wie eine Mund-zu-Mund-Beatmung.
Weitere Gäste kommen:
Da sind die Kinder die mit ihrem Schutz stolz auf ihrem Lieblingsverein in der Bundesliga hinweisen, Bad Man huldigen oder einfach mit Mamas-Schutz die Speisen abholen. Kinder – so meine Beobachtung – kommen mit dem Schutz gut zurecht.
Ältere Gäste: Sie haben oft Tränen in den Augen und benötigen Gespräche als eine Art „Therapie“. Sie möchten einfach nur reden. Dabei vergessen sie oft, dass weitere Gäste vor der Tür warten. Die Erinnerungen liegen meistens in Kriegsgedanken, die oft tatsächlich mit Corona vergleichbar sind (aus Sicht der Gäste). Eine Maske habe die dabei, aber meistens im Auto liegen lassen. „Is dat al fürn Schiet!“ – das ist die Trendaussage der Altersgruppe.
Die „Masken-Vergesser“ – Die kommen an die Tür: „Habe meine Maske zu Hause vergessen! Darf ich dennoch reinkommen?“ Ja sicher – unser Abstand ist weit genug. Die meisten Kunden kennen wir zudem auch persönlich. Die Bestellungen wurden mit ihren Namen aufgegeben – oder auch online – so dass man die Personen auch so kennt. Archiviert werden diese Zettelchen nicht.
Die „Masken-in-der-Hand-Träger“ – sie kommen meistens bis zur Eingangstür, tragen eine bunte Maske in der Hand und fragen ganz vorsichtig: „Kann ich so reinkommen?“ Auch hier appelliere ich an den Träger selbst. Es besteht zwar die Maskenpflicht, aber ich möchte hier nicht „behördlich“ aktiv werden und zur Maske auffordern.
Der „Style-Masken-Träger“ – dieser Personenkreis achtet sehr genau auf farbliche Stimmigkeit mit der übrigen Kleidung. Der Mund-Nasenschutz passt farblich genau zu den Schuhen, Handtasche, Gürtel, Brille und Jacke. Die rote oder grüne Linie spiegelt sich in den Kleidungsstücken wieder. Das sagt zwar nichts über den wirklichen Schutz aus, aber es zeigt mit, dass man auch sehr gepflegt mit dem Kleidungsstück umgehen kann. Dieser Kreis achtet stark auf ihren Schutz.
Die „Stehkragen-hoch-Klapper“ – sie kommen mit einem Mantel und klappen, wenn sie sprechen den Stehkragen vor dem Mund. Das sieht oft lustig aus, weil der Kopf nach unten gedreht werden muss und der Kragen hochgezogen wird. Meistens wird dabei viel gelacht.
Die „Mundmaske-ohne-Nasenschutz“ – diese Gruppe trägt die Maske nur über den Mund. Die Nase bleibt dabei bewusst unbedeckt, weil so das Atmen leichter fällt. Sie tragen die Maske bewusst ganz locker vor dem Mund, damit der Eindruck entsteht: „Oh die Nase ist nicht bedeckt? Habe ich gar nicht bemerkt!“
Der „Masken-Rebell“ – diese Personen tragen aus tiefster Überzeugung keine Schutzmaske. Sie reden sehr abwertend über die Maskenpflicht, machen sich lustig und kennen viel humorvolle Erlebnisse dazu. Ich wahre im Restaurant auch hier meinen respektvollen Abstand und verurteile sie nicht (steht mir auch nicht zu). Der Rebell ist meistens männlich, bis zu 40 Jahre alt und hat eine lockere Lebensart.
Die Gruppe der „Medizin-Masken-Träger“ – diese Masken haben meistens eine himmelblaue Farbe, die weißabgesetzt sind. Sie ist mit Gummiringen hinter den Ohren befestigt. Eigentlich eine „Einwegmaske“ die aber gerne länger getragen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Masken sehr gut zu tragen sind. Der Tragekomfort sieht einfach angenehm aus.
Die Gruppe der „Nasen-Klammern-Maske“ – diese Trägergruppe hat auf dem Nasenrücken noch eine Metallklammer. Ich glaube, dass der Schutz so besser sitzt und die ausgeatmete Luft nicht nach oben über die Augen zieht (Brille) Die Maske liegt durch die Klammer deutlich fester am Gesicht an. Persönlich würde mich so eine Klammer sehr beeinträchtigen – obwohl ich eine Brille trage. Vielleicht ist es aber nur Gewohnheit.
Die Gruppe der „Finger-hinter-die-Maske“ – diese Gruppe schiebt in einem unbeobachteten Moment immer wieder zwei oder drei Finger hinter die Maske, um mehr Luft zu bekommen. Oft drehen sie sich um, damit das keiner sieht. Ganz verlegen drehen sie sich zurück, lächeln und sagen dann: „Ich bekomme keine Luft!“
Die Gruppe der „Telefon-Maske“ – sie bestellen ihr Essen telefonisch und fragen im zweiten Satz an, ob sie eine Maske beim Abholen tragen müssen. Meistens kläre ich über die Pflicht auf, aber ich sehe das ganz liberal.
Warum schreibe ich über die Schutzmaske? Persönlich trage ich die Maske sehr ungern. Das hindert mich aber nicht daran, sie aufzusetzen, wenn es verlangt wird. Ich glaube auch, dass man sich damit wohler fühlt, wenn viele Menschen engzusammen stehen (Busse, Bahn, etc.) Mir sind einfach diese unterschiedlichen „Masken-Charaktere“ aufgefallen, die von super-vorsichtig, modisch, pflichterfüllend bis völlig rebellisch reichen.
Welcher „Masken-Typ“ bist Du?