Ein Fleischer par excellence
Lesezeit etwa 3:50 Min.- Es gibt Termine, an denen ich einfach teilnehmen will, auch wenn es betrieblich mit viel Vor – und Nacharbeiten verbunden ist. So hatte der Fleischerverband Niedersachsen-Bremen zu einer Gesamtvorstandssitzung (plus alle Fachbeiratsvertreter) zum Kollegen Carsten Scheller aus Ronnenberg (bei Hannover) eingeladen. Die Tagesordnung war sehr vielversprechend, aber auch der Besuch bei Carsten Scheller war für mich sehr wichtig.
Ich kenne Carsten schon einige Jahre, weil wir oft das Salzwiesenkalbfleisch zusammen eingekauft haben. Ich schätze ihn als einen sehr offenen und kreativen Kollegen. Leider hat es zu einem Besuch nie geklappt. Umso gespannter war ich auf das, was Carsten auszeichnet. Um es vorweg zu nehmen: Der Mann sprudelt vor Ideen und ist damit sehr erfolgreich auf der Strecke. Bewunderung pur!
Die Sitzung fand im „Gaumenwerk“ statt. Das Gaumenwerk ist direkt an dem Verkaufsraum und wird für die unterschiedlichsten Veranstaltungen genutzt. Ob Grillkurse, Steak-Tasting, Blutwurst und Jazz, Wurst-Seminare, Zerlege Kurs (von der Nase bis zum Ringelschwanz) Wein und Öl Proben oder Firmenevents. Carsten nennt es: „Das Kulinarisches Plauderzimmer und Ort für gepflegte Gespräche rund um das Thema Essen & Trinken!“ – Gemeinsam erleben, gemeinsam genießen – dafür steht das Gaumenwerk. Wirklich sehr gelungen und eine tolle Idee vom Kollegen Scheller.
Carsten hat uns eine einem kurzen Vortrag seinen Betrieb vorgesellt. Man merkt, dass er Fleischer aus purer Leidenschaft ist. Er beschäftigt sich mit dem Fleisch, die Herkunft, die Aufzucht und den Genuss einfach Vorbildlich! Er schilderte, dass er in der Region bei Bauern an der Tür geklingelt hat, um sich nach deren besonderem Schweinfleisch zu erkundigen. Auch das „Höhenvieh-Weserbergland“ – eine besondere Rinderrasse – passt perfekt zum Scheller-Konzept. Er veranstaltet regelmäßig mit seinen Kunden Busfahren ins Weserbergland, um das Rotvieh seinen Kunden vorzustellen. Die Fleischerei wird seit drei Generationen betrieben und hat einen unglaublichen Kundenstamm. So ist es nicht verwunderlich, dass sich am Wochenende immer lange Warteschlangen vor dem Geschäft bilden, um die hochwertigen Produkte von Scheller zu kaufen. Die Familie Scheller schafft den Spagat „wie schon immer“ und „wie noch nie“ und schafft so eine perfekte Begegnung mit den Kunden.
Den Laden fand ich zunächst etwas klein. Es wurde aber alles klasse durchdacht, perfekt präsentiert und lädt zum Einkauf ein. Bei der abschließenden Verköstigung zeigte sich, warum die Kunden Schellers lieben. In seiner Vorstellung sagte er öfter: „Ihr werdet gleich schmecken, was wir anders machen!“ Und so kam es auch. Schellers Slogan: „Jenseits vom Tellerrand“ habe ich bei jeder Wurstsorte erleben dürfen. Ob Fenchel-Salami, Trüffel-Salami. Chili-Speckrotwurst, Thunfisch vom Schwein, dicker Ludwig, Schinkenspezialität (mir ist der Namen entfallen), Sülzen, Bacon Jum oder das Capacchio vom „Roten Höhenvieh“…eine wunderbare kostbare Erfahrung für mich.
Ich schätze Carsten dafür sehr. Er ist gelernter Koch und Fleischermeister, aber auch eine echter „Creative Director“. Das spiegelt er in einer unglaublichen Gelassenheit, Ruhe und Souveränität wieder (siehe Video). Solche Kollegen verdienen meine Hochachtung. Danke, dass ich „Jenseits vom Tellerrand“ so nah erleben durfte.
Große Fotos: 1. Logo Scheller – 2. Carsten Scheller – 3. Logo Gaumenwerk – 4. Blick in den Laden – 5. Wurstgehänge im Laden – 6. Präsentation im Gaumenwerk – 7. Tafel an der Rückfront im Laden – 8. Vorstand des Fleischerverbandes – 9. Fachleute probieren leckere Wurst – 10. Landesinnungsmeister Herbert Dohrmann, Bremen.