"Ich kann gar nicht kochen!"
Foto: Dessert-Büffet von Freese
Wir stellen schon seit langer Zeit fest, dass die Gruppe der „nicht Kochenden“ immer größer wird. Viele Menschen kommen mit Spaghetti, Spiegelei und Schnitzel (notfalls) durchs Leben. Sie haben im Elternhaus das Kochen schlicht nicht gelernt. In Schulen wird das Kochen nicht mehr vermittelt, warum auch, wenn uns alles vorgekocht und in Tüten angeboten wird. Wir haben doch immer alles da. Warum sollten wir uns die Arbeit machen, selber zu kochen? Wir lernen mit dem Computer zu arbeiten und „verhungern“, weil wir nicht kochen können!
Doch sind viele unserer heutigen Probleme nicht eine „Auswucherung“ dieses Trends? Warum sind übergewichtige Kinder „plötzlich“ ein Thema? Weshalt sind Herzerkrankungen immer noch Todesursache Nummer eins, wo wir doch alle genau wissen, was gut für uns ist?!
Wir fordern schon lange, dass in den Schulen Ernährung auf den Speisenplan Stundenplan kommt. Das wird angesichts des jetzt schon übervollen Stundenplans fast unmöglich sein. Wir sollten uns aber darüber im Klaren sein, dass wir nur durch Erziehung (kochen) unseren Nachwuchs sensibel machen. Sie lernen früh, wie man sich gesund ernährt, sie lernen Gesundes von Ungesundem zu unterscheiden, die Zahl der übergewichtigen Kinder wird abnehmen, die Kommunikation zwischen den Menschen (Eltern, Kinder, Lehrer) wird zunehmen, die Wertigkeit von Lebensmittel wird steigen. Ich sehe hier noch eine Menge weiterer Ansätze, wo kochen mit Kindern nützlich ist.
Ein Beispiel: In unserem Ort gibt es eine Fachklinik für suchtkranke Frauen. (Alkohol, Tabletten, Essen) Wenn diese Frauen ihren Klinikaufenthalt beendet haben, arbeiten einige in unserer Küche um sich an das Berufsleben zu gewöhnen. Eva, eine unserer Praktikantinnen, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Sie sollte einen Vanillepudding kochen. Eva: „Ich habe noch nie einen Pudding gekocht und immer Fertigprodukte genommen. Ich kann gar nicht kochen!“ Auch ihre Kinder haben das Kochen nie gelernt.
Ein Einzelfall?
Haben wir das Kochen verlernt?
Werden wir bald Weltmeister im „ungesund“ leben?
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Am 30. Mai 2007 um 21:10 Uhr
Danke, Ludger, der Beitrag war längst fällig. Ich möchte noch 2 Dinge anführen. Zu einem guten Essen gehört auch, dass man gemeinsam am Tisch sitzt, die Mahlzeit einnimmt und in Ruhe isst. Leider ist das Essen meist nur noch abfüttern und ein “runterschlingen”. Essen ist auch ein Stück Kultur.
Und da alle Welt jammert, weil man keine Energie mehr hat, ein liebevoll bereitetes Essen gibt unendlich viel Energie.
“Stock” ein bekanntes Schlemmerlokal in Hamburg, bietet Kochkurse an. Da lernt man das Kochen und ist es ein Wunder, dass so viele Männer den Kurs besuchen?
Am 30. Mai 2007 um 21:23 Uhr
@Michael.
Das Männer gerne an Kochkurse teilnehmen, stelle ich bei unseren Kursen auch fest. Die Männer kochen aber aus Leidenschaft, Genuss und lieben die Geselligkeit. (Frauen übrigens auch!)
Ein Essen am Tisch in einer Gruppe (Arbeitsplatz, Uni, Familie, etc.) finde ich sehr wertvoll. Es wird über jedem am Tisch gesprochen, es wird sich ausgetauscht und es wird er Tag besprochen. (Das nennt man heute: Meeting!) Wem diese Kultur wichtig ist, der wird viel glücklicher sein.
Am 31. Mai 2007 um 00:13 Uhr
Na, jetzt wirds aber Zeit:
eine der glaubwürdigsten Star-Köchinnen und Kochkultur – Propagandistinnen (noch vor Jamie Oliver, aber sie damals noch nicht ganz so berühmt), ist meine liebe Freundin, Susanne Walter (ja, die mit dem Witzigmann “Kochen für Zwei” gemacht hat… und für Induktions-Herde antritt, von wegen Energie, Ressourcen etc.). Derzeit lebt und kocht sie in Hamburg.
Susanne Walter (damals hieß sie noch Rieger) hat mir vor Jahren schon gesagt, daß sie sich Kinder wünscht, denen sie das Kochen beibringen kann…
Könnten wir doch mal loslegen, Ludger, oder?! Good Cooking for Kidz…
Und dann BITTE: es ist nicht nur meine “Hispanophilie” – ich bin mit Manuel und Dir völlig überein:
Tischkultur ist so wichtig, wie Kochkultur!
“Sobre mesa” ist das, warum man überhaupt im spanischen Kultukreis ißt- das Drumherum um den Genuß und viele gute Gespräche… Stundenlang…
Ganz anders USA – “schling down lets get the check” ist da Standard.
Ich hab in beiden Kulturkreisen gelebt – und bin bestürzt, daß es in Deutschland bestenfalls die Tisch-Zwangs_Kultur der 50/60er (meiner Kindheit) gibt – so als Relikt. Und ansonsten diese k***fürchterlichen Pseudo-Promi-Diners im Fernsehen ohne Tisch-, Eß- oder überhaupt eine Kultur. Oder fastfood (heißt ja jetzt elegant “conveniance-food”)…
Geht aber alles nur, solange wir noch die
entsprechenden Nahrungsmittel haben…
Am 31. Mai 2007 um 06:54 Uhr
Moin Doc Sarah,
Deine Erfahrungen in den verschiedenen Kulturen dieser Welt sind mir sehr wichtig hier im Blog. Danke dafür!
Sie zeigen mir, dass es auch anders geht.
Wir haben schon einmal einen KiKoKo-Kochclub gemacht. (Kinder-kochen-Kohl) Der Nachmittag war unglaublich gut, weil die Kinder vom Zwiebel schälen bis zum spülen alles mitmachen mussten. Beim abschmecken war ich überrascht, wie “fein die Zunge” der kleinen “Feinschmecker” ist!!!
Wir haben jetzt eine Idee, dieses Projekt in einer ähnlichen Form wieder aufleben zu lassen. (mehr kann ich an dieser Stelle noch nicht sagen)
Wir stellen aber fest, dass es sehr dankbare Eltern für solche Projekte gibt!
Das macht mir Mut!
Am 1. Juni 2007 um 07:38 Uhr
Wer soll den Kindern denn zu Hause das Kochen beibringen, wenn ihre Eltern schon nicht mehr gelernt haben, ohne Tiefkühl- und Convenience-Produkte satt zu werden? Und die die knatschbunten Becher mit dem zuckersüßen Inhalt allen Ernstes für gesunde Kindernahrung halten.
Jugendliche sind bei Kochkursen meist begeistert dabei. Aber dürfen sie das Gelernte dann zu Hause auch anwenden?
Ich denke, es wäre Zeit für Eltern-Kind-Kurse. Gemeinsames Einkaufen, Kochen und Essen ist bestimmt für nicht wenige Familen eine neue Erfahrung.
Am 1. Juni 2007 um 07:48 Uhr
Eine tolle Idee, Susanne.
An einen Eltern-Kind-Kurs habe ich noch nicht gedacht. Darin steckt aber der Kern der Problematik. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn Kinder das gelernte zu Hause nachkochen, wachsen sie in eine neue Aufgabe rein. Durch das Lob am Tisch, wird das Selbstwertgefühl gestärkt. Die Hemmschwelle etwas falsch zu machen, wird dadurch abgebaut.
Am 1. Juni 2007 um 16:14 Uhr
Es gibt auch Leute, denen einfach die Ader fürs Kochen fehlt. Ich weiß, wovon ich rede, ich bin einer davon. Ich krieg zwar das ein oder andere essbar auf den Tisch, aber wenn Kochen ne Kunst ist, bin ich eher Handwerker als Künstler. Mir fehlt die Intuition. Wenn in einem Rezept beispielsweise steht 20-30 Minuten kochen, kommt der Topf nach genau 25 Minuten vom Herd. Maßangaben wie Messerspitzen oder (Tee)löffel machen mich wahnsinnig. Und wenn man etwas “nach Belieben mit XYZ abschmecken” soll, ist es ganz aus. Das Ergebnis ist wie gesagt zwar meistens essbar, ein echter Genuß wirds aber höchstens zufällig.
Am 1. Juni 2007 um 16:46 Uhr
Moin Carsten,
nur Mut. Kochen ist wie Fahrrad fahren lernen. Man lernt nur, wenn etwas daneben geht. Das ist bei uns auch heute noch so!
Passend dazu habe ich gerade eine Pressemitteilung bekommen. Dort geht es darum, dass die Deutschen nicht mehr kochen können….
Titel: Deutsche können nicht mehr kochen
(Damit bist Du aber sicher nicht gemeint!)
Am 1. Juni 2007 um 17:49 Uhr
Naja, trotzdem braucht man ein gewisses Grundtalent. Beim Fahrradfahren gibts auch Leute, die mit dem Bike über Autos springen können und andere halten gerade mal wackelig das Gleichgewicht. Bei mir liegts auch nicht an der Erziehung oder mangelndem Willen. Man hat schon versucht, mir das beizubringen. Mein Bruder kocht bei gleicher Erziehung z.B. ziemlich gut. Und die Motivation kommt schon daher, dass ich mich nicht nur von Pizza und McDonalds ernähren möchte. Das ist so wie ein Legastheniker, der versucht die Rechtschreibung zu lernen. Mit viel Konzentration und Übung wirds nen Stück besser, aber an Perfektion wird er nie herankommen.
Am 18. September 2007 um 17:28 Uhr
Ãœber Essen und Liebe…
Kommen Sie aus einer netten und freundlichen Familie?
Ich hoffe das für Sie!
(Sollten Sie nicht aus einer netten Familie stammen, dann empfehle ich Ihnen dringend eines: setzen sie alles daran, ihre eigene Familie zu einer netten Familie zu machen!)
A…
Am 19. Oktober 2008 um 12:20 Uhr
Dein Beitrag hier war einfach nur klasse!
Es gibt wirklich so wahnsinnig viele, die als Nicht-Köche aus dem Elternhaus kommen, was ich sehr schade finde.
Ich koche häufig an Wochenenden mit meiner 12jährigen Tochter, die begeistert davon ist.Sie selber überlegt sich sogar neue Rezepte (wie jetzt, wo wir bei konsumgöttinnen.de mitmachen, um mit Johann Lafer essen zu können) und das diesjährige Weihnachtsgericht zaubern wir auch zusammen-wir freuen uns schon beide riesig
Am 9. Juni 2010 um 14:10 Uhr
Ein bisschen spät bin ich über diesen Beitrag gestolpert, nichtsdestotrotz hat er nichts an Aktualität eingebüst. Der Artikel trifft den Nagel genau auf den Kopf. Ich habe zuhause auch nicht wirklich kochen gelernt (einfach weil Mutti das gemacht hat), aber habe es mir dann später selbst beigebracht. Ich denke es ist mit dem Kochen wie mit allem anderen was man lernt, 10% sind Talent und 90% sind Fleiß
Am 19. August 2011 um 03:34 Uhr
The length is also a big deal when you go shopping. Some are half-calf while others look like Capri pants. You can also get some that are just a little above your knee.