Die Form des Geschmacks

Ich habe ja im letzten Beitrag über den Geschmack geschrieben. Heute kam ein Kunde, der gerne den Kasseleraufschnitt als große Scheibe haben möchte, weil „das besser schmeckt.“ Die kleinen Scheiben schmecken nicht so gut…
Später haben wir über das Phänomen „Formen und Geschmack“ mit meinen Verkaufsdamen Sarah und Michaela gesprochen. Es gibt Kunden, bei denen schmeckt der eckige Kochschinken besser, als der runde Kochschinken. (bei völlig identischer Herstellung) oder eine Bratwurst als Schnecke gedreht schmeckt besser, als eine Bratwurst in normaler Form (gleiche Wurst) – oder die Portionsschinkenwurst schmeckt besser, als die gleiche Sorte geschnitten – oder eine gebratene Schweinshaxe die vorher halbiert worden ist, schmeckt anders, als eine ganze Haxe… Die Zwiebelmettwurst schmeckt plötzlich völlig anders, weil der Darmaufdruck ein anderes Schriftbild hat…
Wie gesagt, dass sind die Aussagen unserer Kunden – ich finde es immer wieder interessant, wie sich der Geschmack „verändert,“ nur weil sich die Form des Produktes minimal ändert.

Vielleicht hängen unsere Beobachtungen auch nur damit zusammen, weil der Kunde die Ware plötzlich bewusster wahrnimmt. “Essen kommen!” hat auch etwas mit Beobachtung zu tun… :-)

Foto: Die kleine Schinkenwurst mit der großen Hilfe für Malawi

Keine Reaktion zu “Die Form des Geschmacks”

  1. Mike Seeger

    Natürlich hat Form und Optik auch mit dem Geschmack zu tun. Wie heißt es doch so treffend: “Das Auge isst (man) mit!” ;-)
    Ein Schinken aus Parma schmeckt auch besser in dünnen Scheiben, als in dicken. Mehr Oberfläche, mehr Aroma, zartere Textur und somit mehr Genuss.
    Bei Deiner Zwiebelwurst, oder der Bratwurst geht es wohl um die Erwartungshaltun: “Das sieht anders aus, das muss – ergo – auch anders schmecken.”
    Liebe Grüße
    Mike

  2. Ludger

    @Mike,
    klar, ein Parmaschinken muss hauchdünn geschnitten werden. (Hatte ich gerade noch mit Rosinenbrot!)
    Was mich nur wundert, dass oft die gleichen Produkte, nur weil sie anders gepresst oder geformt sind, auch anders schmecken sollen.
    Ein Olivenöl in aus der 100 ml Flasche schmeckt doch genauso, wie das gleiche Öl aus der 3000 ml Flasche. :-)

  3. Mike Seeger

    Falsch, Ludger. Das kann man nicht pauschalisieren. Das hängt zum einen mit der Abfüllung zusammen, zum anderen auch mit der Menge an Sauerstoff, die sich noch in der Flasche, bzw. im Kanister befindet. Ist die Abfüllung gerade passiert, ist kein Unterschied zu schmecken; nach ein paar Monaten sieht das wieder anders aus. Stünde die Flasche in Deinem Schaufenster, der Kanister in Deinem Keller, wäre das Öl in der Flasche um Längen schlechter. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Es handelt sich um Lebensmittel, die einem ständigen (Oxidations-)Prozess unterliegen; da spielen die Größe eines Schinkens, oder die Dicke einer Wurstscheibe durchaus eine geschmackliche Rolle. Ich habe luftgetrocknete Mettwurst auf meinem Boden hängen: gleiche Füllung, unterschiedliches Kaliber. Die schmecken nicht alle gleich, da sie unterschiedlichen Reifefaktoren ausgesetzt sind. Die äußerlichen sind gleich, die inneren total verschieden; auf Grund von Masse, Volumen und Millieu.

    Schönen Sonntag noch!
    Mike

  4. Ludger

    Hallo Mike,
    danke für die fachmännische Olivenölkunde. Damit kenne ich mich nicht so sehr aus. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass sich Öle – wie andere Lebensmittel auch – verändern. Luft, Wärme, Feuchtigkeit und Licht sind nur einige Faktoren. (wie bei der Wurst auch) Damit kann man Produkte auch herrlich steuern und die Qualität beeinflussen.

    Wir haben z.B. einen “St.Florian Schinken” im Programm, der mit Meersalz hergestellt wird. Dieser Schinken bekommt sein volles Aroma erst nach über 200 Tagen Reifung. Ich denke gerade beim rohen Schinken und Mettwürsten ist der Faktor Zeit entscheidend.

    Mein Bericht zielt mehr auf die “schnellen Produkte” die unmittelbar nach der Herstellung schon anders schmecken sollen, nur weil die Form eine andere ist. (bei gleichen Produkten) Ein guter Kochsinken ist nach drei Arbeitstagen verkaufsfertig, eine Zwiebelmettwurst nach wenigen Stunden.

  5. Michael Lalk

    Ich verstehe die fachlichen Ausführungen von Manuel sehr gut.
    ABER:
    Ein Menue von einem 4-Sternekoch, das mir lieblos auf den Tisch geballert wird und mag es mit noch so guten Zutaten zubereitet sein, schmeckt mir nicht so gut, wie eine mit viel Liebe hergestelle Currywurst (auch das gibt es tatsächlich).
    Es kommt nicht nur darauf an, was reinkommt, sondern auch, wie es serviert wird. Und deshalb schmeckt mir meist eine richtig gute, hausgemachte Bulette 10 x besser als diese Menues mit “4 Erbsen an 3 Bohnen”.

  6. Torky

    hehe liebevoll zubereitete Currywurst wäre ja wieder ein Thema für mich, ansonsten kann ich hier nur das schon genannte “das Auge isst mit” bestätigen. Esssen (und vor allem Genießen!) spielt sich auch im Kopf ab. Wenn etwas appetitlich aussieht, beißt man doch viel herzhafter und auch “erwartender” rein als in ein liebloses Etwas ..

  7. Michael Lalk

    @Torky
    Eine gut zubereitete Currywurst kann auch sehr appetitlich aussehen :)

  8. Udo

    Ich erinnere mich an eine Fernsehsendung, wo der Test gemacht wurde: gleiche Lebensmittel, nur mit anderer Farbe. Und “natürlich” schmeckte das immer unterschiedlich ;-)

    Sicher ist da auch Placebo mit dabei, aber die Argumente von Mike sind auch gut. Bier schmeckt ja auch anders aus dem Bierkelch als aus einer Büchse…

  9. Peter

    da wird man ja ganz hungrig , lecker :-)

    schau mal auf meine seite deutsche Funseite Spass

  10. Melanie neue-ess-klasse

    Aber das kennt man doch auch von Getränken. Coca Cola schmeckt z.B. am besten aus der kleinen Glasflasche, finde ich. Wie Bionade auch am besten aus der Glasflasche schmeckt. Aus Plastikflaschen oder gar Dosen schmeckt es einfach anders. Beim Essen spielt sich halt auch doch eine Menge im Kopf ab. Das sind optische, aber auch haptische Dinge. Das Mundgefühl spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wir hatten mal einen Freund, der am liebsten von unseren Esslöffeln aß, weil sie sich im Mund so schön angefüllt haben. Verrückte Genießer-Welt!

  11. Torky

    das mit den Esslöffeln kenn ich aber auch irgendwie! Die kleinen Kaffeelöffel von meinen Eltern haben irgendwie eine viel “angenehmere” Form, als alle Anderen die ich bislang “im Mund hatte”. Also schmecken tun sie nun nicht wirklich, aber es ist doch irgendwie ein besseres Gefühl damit zu essen. Ja ich weiß, das hört sich nun sehr schräg an :)

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