Morgens in einem Fleischerladen…

Satire
Wie jeden Tag in der Frühe gehe ich zu meinem Fleischer, um mir ein Fleischkäse-Brötchen, eine saure Gurke und eine Limo für den kleinen Hunger zu kaufen. Der Fleischer und ich kennen uns schon seit Jahren. Die Wocheneinkäufe für die Familie werden hier im Fleischerfachgeschäft um die Ecke von meiner Frau und den umliegenden Nachbarfamilien getätigt. Man trifft sich im Laden. Jeder kennt jeden, und es gibt immer ein kurzes, nettes, persönliche Gespräch!

Doch heute ist alles anders!

Von der Ladentüre stehen mindestens 20 Leute vor mir auf der Straße und der Laden innen scheint voll zu sein und es geht laut und ungemütlich zu. Es wird nach vorn gedrängelt, und die wartenden Menschen gehen recht ungehalten miteinander um. „Was ist denn hier los?“ – frage ich in die Menge und die weiter vorne Wartenden antworten: „Der will uns nichts verkaufen…! Der spinnt doch heute!“
Wir sollen irgendetwas unterschreiben, sonst darf er uns nichts verkaufen! – Er sagt, er kann nichts dafür, das ist neu und von der EU!“

Ich habe nichts kapiert und halt gewartet, bis in dran kam! Nach rund einer Stunde bin ich an der Ladentheke bei meinem alten Bekannten – dem Fleischermeister.
„Moin Herr Maier! Ich weiß, Sie wollen wie immer ein Fleischkäse-Brötchen, eine saure Gurke und eine Limo! Geb ich Ihnen gerne!
Aber… Bitte unterschreiben Sie mir zuerst den Zettel wo darauf steht, dass ich einem Fleischerfachgeschäft bin und Sie dies zur Kenntnis genommen und verstanden haben.
Als nächstes den Zettel, wo drauf steht, dass Sie außer dem ein Fleischkäse-Brötchen, eine saure Gurke und eine Limo nichts weiter wollen und dass Sie keine weitere Beratung zu allem unseren 120 weiteren Waren wie z.B. Schweine, Rind, Lamm, Geflügel haben wollen, dass ich Ihnen nicht alle unsere Lieferanten nennen muss und ich Ihnen auch nicht sagen muss, was in unseren vielen Streich-, Brüh-, und Kochwürsten enthalten ist. Auch unseren Mittagstisch muss ich Ihnen nicht nennen und auch nicht deren Zusammensetzung und Rezepte.
Ich muss Sie auch nicht fragen, ob Sie Vegetarier sind, was Sie die nächste Zeit planen zu essen, ob Sie wissen was man mit all diesen Waren machen kann, wie z.B. grillen/kochen/braten, ob Sie Familie haben, einen Gefrierschrank besitzen. Ich muss Sie auch nicht extra auf die verschiedenen Haltbarkeitsdaten hinweisen, die auf den abgepackten Waren stehen.
Wenn Sie also diesen Beratungsverzicht unterschreiben und zusätzlich den Hinweis unterschriftlich zur Kenntnis nehmen, dass sie damit -  wenn sie den Beratungsverzicht unterschreiben – Ihre Haftungsposition mit gegenüber verschlechtert, also wenn Sie diese drei Blätter unterschrieben haben, dann gebe ich Ihnen ein Fleischkäse-Brötchen, eine saure Gurke und eine Limo.

Tut mir leid, aber das verlangt die EU von uns seit dem 01.01.2008! Und wenn wir diese Unterschriften unter diesen ganzen Infoschriftstücken und Beratungsprotokollen oder Verzichtserklärungen bei jedem Einkauf von jedem Kunden nicht aufheben und im Fall des Falles vorlegen können, haben wir aus unserer Betriebshaftpflichtversicherung keinen Versicherungsschutz….
Guten Appetit, Herr Maier!“    

Dieses Schreiben hat mir ein Kollege geschickt…
 

Keine Reaktion zu “Morgens in einem Fleischerladen…”

  1. URS

    Oh. Bei dem Brötchenverkäufer, der zwar mein Vertrauen nicht hat, aber dennoch am nächsten ist, wurde mir dieses Formular gar nicht vorgelegt, obwohl ich ein Frikadellenbrötchen gekauft hatte. Ich schließe daraus, daß ich gar kein Fleisch in der Frikadelle hatte. ;-)
    @Ludger, wie wäre es mit einen Schild am Eingang: “Ergänzung der im Laden aushängenden AGB: für Politiker gelten doppelte Preise, für Politiker der EU dreifache Preise!”

  2. Ludger

    @URS,
    mit Deiner “Preistafel” könnte ich leben. Obwohl – ich habe eine Anfrage wegen des “Klonfleisches” an unseren MdB gestellt. Heute kam eine persönliche Antwort dazu. Das nenne ich einen Volksvertreter. Ich bin postiv überrracht.

  3. Doc Sarah & the Doc Blog Dogs

    passt auch zum thema, dieser film (den hatte ich in meinem voletzten blogartikel zur privatsphäre von patientendaten schon “verwurstet”… kennt ihr also vielleicht schon:
    http://www.aclu.org/pizza/images/screen.swf

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