Diskussion zum Missbrauch von Werksverträgen

Foto von Matthias Niehues: Prälat Peter Kossen, Ludger Freese, Matthias Niehues.

Wenn sich die „Junge Union aus Vechta“ zu einem Meeting bei uns anmeldet, dann freuen wir uns natürlich sehr darüber. Das Thema der Veranstaltung wird zurzeit hier sehr stark diskutiert: „Missbrauch von Werksverträgen in der Fleischindustrie“. Zur thematischen Einstimmung wurde die Gruppe durch unseren Betrieb geführt. In der Küche hatten wir etwas zur Verköstigung vorbereitet, bevor es in die Produktionsräume ging. Dort habe ich den jungen Menschen gezeigt, welche Aufgaben die Menschen in den Schlacht- u. Zerlegebetriebe leisten müssen. So habe ich einen Schweinekopf zerlegt – eine Aufgabe, die z.B. im Nachbarort geleistet werden muss. Dort zerlegen etwas 35 Arbeiter in Werksverträgen je Arbeitschicht 35.000kg Schweinköpfe. Einen Schinken zerlegen darf nur 2 Minuten dauern. Auch das habe ich den Jungpolitikern gezeigt.
Die Veranstaltung wurde vom Deutschlandfunk begleitet und aufgenommen.

Foto von Matthais Niehues: Zerlegung im Akkord

Die anschließende Podiumsdiskussion fand in unserem Restaurant „Essideen“ statt. Das Podium war besetzt mit Prälat Peter Kossen (der Kirchenvertreter, der sich sehr für die Menschen einsetzt), den Journalisten und Fotograf Matthias Niehues (hat sich ein schier unglaubliches Fachwissen dazu angeeignet) und durch meine Person. Einige Gäste aus Visbek haben die Veranstaltung auch besucht.
Die Diskussion zeigte deutlich, dass hier mit sehr viel krimineller Energie Menschen missbraucht, getäuscht und ausgebeutet werden. Die Entwicklung ist wirklich beängstigend und kann so nicht geduldet werden. Die Diskussion in der Region, bei verantwortlichen Politikern, Bürgermeistern und Unternehmen und Bürgern ist gerade voll entbrannt. Einige Wohnungen in denen die osteuropäischen Menschen „wohnten“  wurden saniert. Erste Betriebe zahlen bessere Löhne (und nicht nur z.B. 4,50€/Std.) Die „modere“ Ausbeutung von Menschen ist nicht zu dulden. Ich hoffe sehr, dass die Entwicklung sich zu Gunsten der Menschen ändert und keinen Unterschied mehr macht, ob sie aus dem europäischen Rumänien kommen oder aus Deutschland. Arbeit muss fair bezahlt werden und Menschen sollten wieder Menschen achten.

3 Reaktionen zu “Diskussion zum Missbrauch von Werksverträgen”

  1. Sonja

    Ich finde es absolut wichtig, dass dieses Thema mehr an die Öffentlichkeit gelangt. Nicht nur, dass die Menschen ausgebeutet werden – auch die Qualität der Nahrungsmittel leidet darunter. Ich habe erst kürzlich einen Bericht darüber gesehen, dass es weniger gut behandelte Arbeiter aufgrund mangelnder Motivation natürlich auch mit Hygiene und Co nicht so ernst nehmen. Ist ja auch verständlich!

  2. Carrie Wyatt

    Wenn sich die „ Junge Union aus Vechta “ zu einem Meeting bei uns anmeldet, dann freuen wir uns natürlich sehr darüber. Das Thema der Veranstaltung wird zurzeit hier sehr stark diskutiert: „Missbrauch von Werksverträgen in der Fleischindustrie“. Zur thematischen Einstimmung wurde die Gruppe durch unseren Betrieb geführt. In der Küche hatten wir etwas zur Verköstigung vorbereitet, bevor es in die Produktionsräume ging. Dort habe ich den jungen Menschen gezeigt, welche Aufgaben die Menschen in den Schlacht- u. Zerlegebetriebe leisten müssen. So habe ich einen Schweinekopf zerlegt – eine Aufgabe, die z.B. im Nachbarort geleistet werden muss. Dort zerlegen etwas 35 Arbeiter in Werksverträgen je Arbeitschicht 35.000kg Schweinköpfe. Einen Schinken zerlegen darf nur 2 Minuten dauern. Auch das habe ich den Jungpolitikern gezeigt. Die Veranstaltung wurde vom Deutschlandfunk begleitet und aufgenommen.

  3. Essen kommen! » Blog Archiv » Fleischkonzern geht neue Wege und verzichtet auf Werkverträge

    [...] Sehr begrüßen möchte ich die Entscheidung der Fleisch- und Wurstwarenhersteller Steinemann aus Steinfeld, die sich fast ganz aus den umstrittenen Werksverträgen verabschiedet haben Steinemann hat seine Werke bei uns im Landkreis Vechta und gehörte auch zu den umstrittenen Betrieben in der Region, die mit den Umgang von Werksarbeitern in die Kritik geraten sind. Dieser zum Teil unmenschliche Umgang mit Menschen aus Osteuropa war wirklich nicht mehr anzusehen. Fast alles Großbetriebe der Fleischbranche, haben hier Mitarbeiter beschäftigt, die mit 3,50 – 4,00 €/Stunde arbeiten mussten (oft noch weniger) Die Unterkünfte wurden dann völlig überteuert und in einem unbewohnbaren Zustand vermietet!  Der Druck aus der Gesellschaft, den Medien und vor allem der Kirchen (Prälat Peter Kossen sei hier genannt) haben Veränderungen hervorgerufen. So kontrollieren die Landkreise Vechta und Cloppenburg jetzt die Werkswohnungen öfter. Es wurden Standards für die Wohnungen festgelegt. Die Firma Steinemann geht hier noch einen deutlichen Schritt weiter. Sie zahlen den Mindestlohn (8,50€) schon jetzt, obwohl noch 7,75€ möglich wäre. Von den 350 Mitarbeitern sind nur noch ganz wenige als Werksarbeiter beschäftig. Steinemann hat in Steinfelds polnischen Partnerstadt Jastrowie junge Menschen die Ausbildung zum Fleischer angeboten. Die Praxis fand hier im Werk statt, die theoretische Ausbildung wurde in Polen vermittelt. So konnten 14 Mitarbeiter in einen festen Beruf geführt worden, die nun alle bei Steinemann fest eingestellt wurden. Ihnen wurden sogar moderne Wohnungen gestellt, jeweils zu 700.-€ im Monat – gezahlt vom Unternehmen! Steinemann hat so als Unternehmer nicht nur Lippenbekenntnisse gemacht, sondern er hat gehandelt, er hat Verantwortung für die Menschen in seinem Unternehmen übernommen. Das ist der richtige Weg. Ich habe schon einmal darüber berichtet. Siehe hier. [...]

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