Auch andere Mütter haben hübsche Töchter
Seit über 40 Jahre arbeiten wir mit einer Gewürzfirma aus dem Großraum Stuttgart zusammen. Der Verkauf deren Produkte läuft über Handelsvertreter, die uns regelmäßig besuchen. Das Verhältnis zu den „Gewürzvertretern“ ist immer sehr freundschaftlich und vertrauensvoll. Man kennt deren Familie, die Vorlieben und auch Gewohnheiten. Mit der besagten Firma – ich möchte hier den Namen nicht unbedingt nennen, weil ich glaube, dass eine anonyme Berichterstattung fairer ist –wurden immer gute Geschäfte gemacht. (ohne Preisverhandlungen!)
Wir haben in den langen Jahren vieles gemeinsam durchlebt. Seminare, neue Produkte, Empfehlungen, Verbesserungen der Produkte, Mitarbeit in der Produktion, Arbeitsstellen Vermittlung oder kritische Anmerkungen – die Palette der Zusammenarbeit ging viel weiter, als nur die Aufnahme einer Bestellung.
Vor einiger Zeit ist diese Gewürzfirma nun verkauft worden…… der Name ist zwar geblieben, aber die Strukturen sind völlig neu überdacht worden. (den Eindruck habe ich jedenfalls) Der Außendienst wurde neu geordnet und die Verkaufsgebiete wurden neu aufgeteilt. Der neue Handelsvertreter hat sich vor ca. 1,5 Jahren einmal vorgestellt und wurde seit dem nicht mehr gesehen. Das ist aber vielen meiner Kollegen aus der Region auch so passiert. Und genau hier liegt mein „Problem“ – Wie kann man eine Geschäftsbeziehung so zerstören? Warum gibt es keine Kontakte mehr? Werden die Verkaufszahlen nicht kontrolliert? Weshalb gibt es nicht einmal einen Anruf…einen Brief oder eine Nachricht? Nichts! Es ist so, als ob die Geschäftsleitung die Order gegeben hat: „Bitte nur noch Betriebe aufsuchen, die jeweils 1000 kg Gewürze bestellen!“
Auch von meinen Kollegen höre ich die gleiche Reklamation. Die Firma arbeitet weltweit und ist immer noch am Markt. Wir haben schon viele Wurstsorten auf Produkte von anderen Lieferanten umgestellt. Ich habe also gar nicht mehr das dringende Bedürfnis dort wieder zu kaufen. Es stört mich einfach, dass hier etwas völlig falsch läuft und eine ganze Region den Mitbewerbern überlassen wird. Denn eine mögliche Rückgewinnung alter Kunden wird viel Kraft, Zeit und Geld kosten.
Ein Bekannter gab mir dazu kürzlich den Tipp: „Ruf doch mal bei der Firmenleitung an. Es kann doch nicht sein, dass so etwas in der heutigen Zeit passiert!“ Ich habe da eine andere Auffassung über eine Geschäftsbeziehung: Wenn ich das Gefühl habe, nicht wichtig zu sein, nicht ernst genommen werde oder einfach ignoriert werde, muss ich nicht den Weg als „Bittsteller“ gehen. Das habe ich bei einer anderen Gewürzfirma, bei einer Firma für Reinigungsmittel und bei einer Molkerei schon genauso erlebt.
Es gibt auch andere Mütter mit hübschen Töchtern…
Am 2. April 2012 um 07:53 Uhr
Hallo Herr Freese,
es ist bemerkenswert, wenn es einen “treuen Fan” der blauweißen Liga zu solch einer Tat bewegt. Vielleicht sollten wir es wie beim Fußball sehen. Neue Vorstandschaft, neuer Trainer, neue Spieler und ab sofort gilt eine neue Spielweise…!?
Leider ist es so, dass unsere Branche sehr vom Engegagement und der Ehrlichkeit seiner “Spieler” abhängig ist. Und niemand ist gefeit vor Fehleinkäufen. Aber wenn der neue Trainer und die neue Vorstandschaft eine neue Spielweise verordnet, müssen sich die Spieler dem unterordnen.
Vielleicht testen Sie nun nicht eine andere Tochter, aber wechseln einfach die Farben blauweiss gegen orange-braun…?
Es würde mir eine Ehre ein, wenn ich Sie neu einkleiden dürfte!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Helmut Müller
Am 2. April 2012 um 10:36 Uhr
Lieber Ludger,
ich würde jetzt einfache eine kurze E-Mail an die Geschäftsführung schicken: “Zu Ihrer Info” und dann den Link auf den Artikel hier. Wenn dann nichts passiert, würde ich mir einen anderen Lieferanten suchen. Punkt.
Am 2. April 2012 um 21:20 Uhr
Moin Ludger,
manchmall fällt es schwer, jahrelange Geschäftsbeziehungen radikal zu überdenken. In Deinem geschilderten Fall verhält es sich so, daß Du unter anderem mit deren Unterstützung dahin gekommen bist, wo Ihr mit Eurem Unternehmen steht. Nun behaupte ich frech, das ist das Ende der Fahnenstange.
Wenn Ihr Euch weiter entwickeln wollt(und auch werdet) ist vielleicht die Unterstützung anderer Berater/Lieferanten erforderlich. Sehe dieses Verhalten als Gelegenheit, schmerzliche Schritte einzuleiten, damit Ihr Euch entwickeln könnt.
Ein Baum der zurückgeschnitten wird bekommt Triebe, die Du vorher nicht erwartest hast.
Gruß aus Sachsen
Ludger
Am 2. April 2012 um 21:51 Uhr
Na das ist ja wirklich nicht die feine englische Art, wie man so schön sagt. Gerade, wenn die Zusammenarbeit so eng war, ist es schade, dass die Geschäftsbeziehungen nach einer Umstrukturierung auf eine solche Art auf der Strecke bleiben.
Aber ich bin auch der Meinung, dass man in solchen Fällen niemandem hinterher rennen sollte. Wer nicht will…
Wenn man sich erst auf den Kopf stellen muss, um sein Gegenüber zur Kommunikation zu zwingen, kommt dabei meist nichts raus.
Also auf zu neuen Ufern…wie Ludger im vorherigen Kommentar bemerkt: Vielleicht ist es auch die Gelegenheit für neue Kontakte und eine Weiterentwicklung =).
Am 3. April 2012 um 04:40 Uhr
Ja das gleiche hab ich auch erlebt. Mein Gewürzhändler kam früher persönlich vorbei,und hat einem sehr gut beraten. Vor ein paar Jahren hat eine grösserere Konzern sie nun auf gekauft. Die Strukturen wurden geändert, Die Leute die das sagen haben, haben überhaupt keine schimmer von diesem Metie.Die sitzen den ganzen Tag vor dem Pc und kontrolieren ihre umsätze,das sind die sogenanten Manager. sogar langjährige kompetente Berater laufen Ihnen davon , da sie solche neune absurden vorgaben nicht gewillt sind umzusetzten. Diese Manager nehmen sich nicht die Zeit sich an der Front zu zeigen und das Gespräch mit mit dem Kunden zu suchen.
Das ist das problem der heutigen Zeit, wir haben sogenate Manager, die können zwar mit Zahlen umgehen, haben aber vom Produkt das sie vertreiben überhaut keine Ahnung.
Am 4. April 2012 um 14:57 Uhr
Das passiert, wenn Kosten gespart werden. Dann zählen langfristigere Strategien nicht mehr (und Zwischenmenschliches sowieso nicht).
Am 4. April 2012 um 16:59 Uhr
ich glaube richtig würzen wird echt hart unterschätzt, woher ich diese erfahrung habe, behalte ich lieber für mich ;p
Am 4. April 2012 um 18:37 Uhr
Danke für die zahlreichen Kommentare. Zwischenzeitlich habe ich den Rat von Wolff Horbach befolgt und den Link an die Firma geschickt. Die Rückmeldung erfolgte sofort und heute war schon ein Treffen bei uns im Betrieb. Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir wieder zusammen kommen…
Am 5. April 2012 um 08:35 Uhr
Auch in langjahrigen Beziehungen ist es wichtig miteinander zu reden.
Es gibt Situationen in denen man, ohne es zu wollen, sich auseinander lebt.
Da ist es wichtig das einer den Mut hat, ein offenes Gespräch zu Klärung angefallender Probleme zu suchen. In den meisten Fällen können offenen Worte Wunder wirken und alles wird wieder gut!-)
Am 27. April 2012 um 15:23 Uhr
Wäre wirklich schade, wenn nach so einer langen und auch erfolgreichen Zusammenarbeit abrupt alles zu Ende gehen würde. Aber leider hab ich selbst auch schon feststellen müssen, dass es mit Geschäftsbeziehungen unter Umständen genauso schnell vorbei sein kann wie im privaten Bereich. Vor allem ist es sehr ärgerlich, da man bei einem neuen Partner wieder eine gewisse Zeit benötigt, ehe man diesem so vertrauen kann wie dem “alten”.