Imagepolitur fürs Handwerk

Am vergangenen Donnerstag war ich zu einer Pressekonferenz in einem Oldenburger Kino. Der Hauptgeschäftsführer unserer Kreishandwerkerschaft Dieter Mertens, Ludger Wessels (Kreishandwerksmeister) und Stephanie Tatenhorst (OV, Lokalzeitung) waren dabei, wie erstmals der Werbespot für die neue Imagekampagne präsentiert wurde. Zeitgleich wurden in Deutschland 100 solche Pressegespräche geführt. Das Handwerk hat sich dazu die Berliner Agentur Scholz and Friends als Partner gesucht und einen fünfjährige Werbeplan aufgestellt. (Kosten: jährlich 10 Millionen Euro!)
Der Spot zeigt, wie sich das Leben verändert, wenn das Handwerk plötzlich nicht mehr da wäre. Der Slogan: „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht von nebenan!“ untermauert den Spot und macht deutlich, wie wir im sozialen Netzwerk eingebunden sind.
Fünf Millionen Handwerker (150 versch. Berufe) sorgen täglich für das Wohl von uns Deutschen. Die geamte Aktion wird mit Aufklebern, Fahnen und vielen anderen Dingen begleitet und an alle Betriebe geschickt.
Durch die Kampagne soll das Ansehen des Handwerks verbessert werden und Jugendlichen eine berufliche Perspektive gegeben werden.

15 Reaktionen zu “Imagepolitur fürs Handwerk”

  1. Libellchen ina

    Man möge mir meine Ehrlichkeit verzeihen! Ich finde den Spot nicht gut. Bei mir stellte sich ein negatives, bedrückendes Gefühl ein beim Anschauen der einstürzenden Welt.
    Wir haben selbst jahrzehntelange Erfahrung mit der Führung eines Handwerksbetriebes, ich kenne also die hellen und dunklen Seiten des Lebens, weiß auch wie wichtig Werbung und ein gutes Image ist.
    Hoffentlich habe ich euch jetzt nicht das Wochenende verdorben! Mea culpa, mea culpa
    Herzliche Grüße

  2. Ludger

    @Libellchen ina,
    das WE ist bestimmt nicht verdorben. Die Macher des Spots haben sich bestimmt etwas dabei gedacht und – wie üblich in der Werbung – etwas überdehnt. Man muss die Aktion langfristig sehen. Die einstürzenden Häuser haben leider einen sehr aktuellen Bezug. Das hätte man auch anders darstellen können. Die Verantwortlichen werden bestimmt sehr aufmerksam die Reaktionen beobachten.

  3. rhoenschaf

    Ich finde den Spot einfach nur peinlich. Natürlich ist es Pech, wenn gerade ein Erdbeben wieder einmal “stattgefunden” hat. Aber dieses Pech hätte man locker umgehen können, wenn man für die Imagepolitur kein Katastrophenszenario gewählt hätte. Meine Note für die Agentur: 6. Setzen!

  4. Rainer Prüm

    Ich hätte es gestern als erster schon schreiben können, hab mich aber ehrlich nicht getraut! Denn auch ich finde den Spott “beschissen”. Vollkommen an der Zielgruppe “mehr Bewusstsein für der Mann oder die Frau auf der Strasse für gute und ehrliches Handwerkskönnen und dessen leistungsgerechter Bezahlung” vorbei!!

    Und ob jetzt “Scholz and Friends” oder andere “bedeutende” Agenturen…. Die meisten haben den Kontakt zur “Verbraucherbasis” schon vor längerer Zeit verloren. Es gibt z.B. auch sündhaft teure, mit Riesenaufwand erstellte Autospots, sogar von verschiedenen Herstellern, die vielleicht sogar Preise in Cannes erzielen, aber die Autos will am Ende keiner, sie sind vollkommen am Bedarf vorbei produziert und niemand hat überhaupt auch nur die Verbraucher ansatzweise gefragt, oder sie in den Entwicklungsprozess mit eingebunden, was für Autos sie denn gerne hätten. Und so bleiben sie eben, trotz extrem teurer Werbespots, unbedeutende Ladenhüter!! und müssen u.U. mit Finanzgaukler-Tricks (“Abwrackprämien”) losgeschlagen werden.

    Und für diese 10 Millionen Euro hätte sogar ich einige gute Ideen, wie man die Einstellung mündigen Verbraucher zu den vorhandenen und leistungsfähigen Handwerksbetrieben verbessert, das Vertrauen in ordentlicher Hand- und Handwerksarbeit stärkt, das Verständnis für vernünftige Preis-/ Leistungsverhältnisse erhöht und die Wichtigkeit für interessierten und motivierten Handwerksnachwuchses betont!!

    Mit einstürzenden Neubauten, Weltuntergangsstimmung mit makabrem aktuellem Bezug (Haiti), negativen furchterregenden Szenarios allerorten und meiner Ansicht nach verfehltem Thema, ist aber absolut kein Blumentopf zu gewinnen. Was wohl der erfahrene Handwerksmeister von nebenan zu diesem wohl nicht “merkwürdigen”, da schnell zu vergessendem Spott sagt?? Oder hat man ihn, wie üblich vorher, genau wie den “Endkonsumenten” Verbraucher, erst gar nicht dazu gefragt??? Armes Deutschland …….!!

    Gruß Rainer

  5. Susanne

    Ich schließe mich @ Rainer an. Ich habe mich gestern nämlich auch nicht getraut, als Erste einen totalen Verriss zu schreiben.
    Dieser Film ist eine absolute Katastrophe. Ab in den Giftschrank
    damit, und zwar sofort. Ich hatte wirklich grösste Mühe, mir das bis zum Ende anzuschauen.
    Den aktuellen Bezug konnte sicher niemand voraussehen. Aber die Frage: “Was macht ein Handwerksbetrieb besser als ein Billigheimer und ist die Leistungg ihr Geld wert?” bleibt unbeantwortet.
    Thema komplett verfehlt.
    Diese 10 Mio. € hätten wirklich besser investiert werden können.

  6. Rainer Prüm

    Vielleicht hätte “Das Handwerk” einfach nur “Menschen” in den Mittelpunkt des Spots rücken müssen, statt die heutigen filmisch-technischen Chaos-Möglichkeiten. “Das Handwerk” hätte doch nur langjährige Handwerkskunden fragen brauchen, wie die sich diverse Verbesserungen, bsw. bei Kommunikation, Material, Lieferung, Service usw. wünschen, und was sie sich genau darunter vorstellen könnten.

    Und “Das Handwerk” hätte dann diesen interessierten Menschen zuhören sollen. Und zwar ganz genau zuhören!

    Gut, aber wem zuhören und wo? Na bei Social Media Kampagnen! Social Media bedeutet “Kommunikation teilen”. Stellen, an denen Kommunikation geteilt wird, gibt es im Internet heute an jeder Ecke! Denn immer mehr Menschen nutzen diese Plattformen und wollen sich mitteilen. Besonders die zukünftigen Käuferschichten!

    Immer mehr Menschen wollen heute nicht nur konsumieren, sondern an Waren, Produkten und Dienstleistungen teilhaben und mitreden. Und das Web macht`s möglich. “Das Handwerk” hätte z.B. einen extra dafür angebotenen kommunikativen “HandwerkerBlog” einsetzen und nutzen können!

    Dort hätte sich eine eingefleischte Handwerks-Community von loyalen Kunden, Followern und Fans zu allem Möglichen äußern können. Kunden und Verbraucher, denen perfekte und qualitativ hochwertige Handwerkskunst so viel bedeutet, dass sie sich über das reine in Anspruch nehmen dieser Leistungen hinaus mit “ihren” Handwerksbetrieben und deren Mitarbeitern loyal identifizieren. Und dazu teilen sie Erfahrungen, Wünsche, Ausblicke und Möglichkeiten im Netz, und zwar alle, gute und schlechte!

    Und bei einer solchen Social Media Communication Aktion wäre es den Verantwortlichen bei “Das Handwerk” problemlos möglich gewesen, zunächst einmal ihrer angedachten Spot-Zielgruppe nur zu zuhören und gezielt nachzufragen.

    Der dann sicher große Erkenntnisgewinn über bestimmte Spotinhalte bei sehr niedrigen Kosten, hätte zu einer offensichtlich weitaus besseren und genaueren Vorgabe für die Agentur geführt, als das wohl jetzt der Fall war. Falls man überhaupt irgendwelche Vorgaben seitens “Das Handwerk” gemacht hat und nicht einfach nur die “kreativen Agentur- und Filmleute” hat machen lassen. Nach dem Motto: “Was lacostet die Welt”.

    Und “Scholz and Friens” hätten dann die 10 Millionen Euro in einem positiven und anerkennenden Spot für sinnvolle und qualifizierte Handwerksleistungen und deren mögliche und machbare Zukunft etwas “realitäts- und auch handwerkerfreundlicher” umsetzen können. Statt in diesem “schrecklichen Katastrophenszenario auf niedrigstem “Neandertalerniveau!

    Da wendet sich doch der “gewöhnliche Handwerksmeister” mit Grauen……..!!

    Gruß Rainer

  7. Ludger

    @Rainer,
    man merkt, dass Du dich als Marketingfachmann mit dem Thema Handwerk beschäftigt hast. Ich möchte jetzt die Agentur nicht in Schutz nehmen, aber 150 Berufe in einem 2 Minuten-Spot zu treffen und dann noch eine Message rüber bringen ist bestimmt nicht so einfach.
    Ich habe mir bei der Erstbetrachtung nur gefragt, was die jungen Menschen (15 – 18 Jahre) darüber denken? Sagen sie nun: “Stimmt so – ich erlerne einen Handwerksberuf!” – oder sagt die Mehrheit: “Cooler Spot. Gut dass ich etwas anderes mache!”
    Ich hoffe nur, dass die Kampagne ankommt. (Kosten: 10.- Euro je Betrieb)

    @Susanne,
    sicherlich muss man das gesamte Konzept sehen und auch die langfristige Ausrichtung. Ich kann mir aber vorstellen (wie schon bei @Rainer geschrieben) dass die Kampagne erfolgreich sein wird. (Auch wenn der Spot nicht jeden Geschmack trifft). Der Erfolg wird später auch daran gemessen werden, wie jeder Handwerker die bereitgestellten Werbemittel für seinen Betrieb umsetzt.

  8. herwig

    Erst per Google entdecke ich bei Dir eine ähnliche Diskussion wie bei mir im Nachhaltigkeitsblog. Gottseidank wurde der Spot erst mal gestoppt, leider zu spät. Man kann 50 Mio auch für negative Schlagzeilen verwenden: http://nhblog.de/werbekatastrophe/.
    Ich werde übrigens keine albernen Neandertaler als Werbemittel für meinen Betrieb einsetzen. Lebensqualität durch das Handwerk werde ich damit nichtmal jungen Menschen näher bringen können.

  9. Rainer Prüm

    handwerkskammer.de schreibt: “Der bereits im vergangenen Jahr gedrehte TV-Spot der Imagekampagne des Handwerks ist in der Öffentlichkeit sehr positiv aufgenommen worden. Nur gelegentlich wurde Kritik geäußert, weil die gezeigten Bilder Assoziationen zu der schrecklichen Naturkatastrophe in Haiti herstellen könnten. Aus diesem Grund hat sich der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) entschieden, die Ausstrahlung des Imagefilmes im Fernsehen kurzfristig auszusetzen, um keine Beschädigung der Kampagne insgesamt zu riskieren.”

    Gut so!! Aber das die Öffentlichkeit den Spot sehr positiv aufgenommen hat, ist wohl a) eine Schutzbehauptung und b) wie man auch an den schriftlichen Reaktionen hier und anderswo sehen kann, schlicht ein Witz!!

    Gruß Rainer

  10. Jack Hauswald

    Liebe Kommentatoren, das Handwerk hat gerade in Deutschland eine jahrhunderte alte Tradition. Und es steht ausser Frage, dass das Handwerk immer an innovativen Entwicklungen beteiligt war oder sogar die Urheberschaft für sich in Anspruch nehmen kann. Ja, das Handwerk ist immer eine beeinflussende gesellschaftliche Größe gewesen, im gesamten geschichtlichen Verlauf, in vielen Staaten der Welt. Aber dass man daraus gleich eine so ultimative Inzenierung daraus ableiten kann, daran habe ich so meine Zweifel. Aufmerksamkeit schaffen für eine Wirtschaftsgruppe, die in ihrer Gesamtheit ohne Zweifel, die Bedeutenste für die wirtschaftliche Kraft unseres Landes ist – das Rückrat der Wirtschaft -, wie ich schon vor 20 Jahren in meiner Werbung für den ZDH gesgt habe, ist immer wichtig. Schon um die Interessen der vielen Handwerksbetriebe in Deutschland gegenüber einer stark auf Industrie und Banken ausgerichteten Politik zu stärken. Aber Aufmerksamkeit um jeden Preis? Flippige Werbeagenturen haben eben oft keinen Bezug zum bodenständigen Handwerk. Und engagierte, fleißige Ehrenämtler sollten solchen “Trendsettern” halt nicht überall hin folgen. Was dabei herauskommen kann, erleben wir gerade.
    Mit “blutendem” Herzen, denn Handwerk finde ich klasse und ungezählte Betriebe haben vor Ort ohnehin ein gutes Image: Durch erstklassige Leistung, Qualität, Freundlichkeit, Engagement in Ehrenämtern und Öffentlichkeit oder Nachbarschaft. Karneval oder Schützenfest – schaut mal, wer da sich voll ins Zeug legt – in der Regel ein Handwerksmeister!
    Und das ist Werbung von der feinsten Sorte.
    Allen Handwerkern wünsche ich in diesem Jahr viel Erfolg und viele nette Kunden !
    Euer Jack

  11. Michael Pramann

    einfach auch mal reinschauen bei:

    www.kammerwatch.de

    Das Internet-Forum des bffk ( Bundesverband für freie Kammern )

    dort wird das Thema ebenfalls ausführlich diskutiert.
    Beiträge und Kommentare erwünscht.

    http://www.kammerwatch.de/2010/01/23/werbefilm-des-zdh-eine-realsatire/

    http://www.kammerwatch.de/2010/01/19/handwerkskammer-zieht-widerwartigen-werbespot-endlich-zurueck/

    http://www.kammerwatch.de/2009/11/27/handwerkskammern-versuchen-sich-als-marketingfachleute-werden-50-mio-euro-spielgeld-reichen/

    http://www.kammerwatch.de/2009/11/15/handwerkskammer-auf-den-spuren-von-hollywood/

    Michael Pramann
    Tischlermeister
    Eschershausen

    Zwangsmitglied der Handwerkskammer Hildesheim
    FREIWILLIGES MITGLIED IM bffk ( Bundesverband für freie Kammern http://www.bffk.de )

    Mitstreiter bei www.kammerwatch.de

    Meinen Beitragsbescheid für 2009 finden Sie hier:
    http://www.kammerwatch.de/aktivitaeten/aktion-schmarotzerpost/

    Demokratie braucht keinen Zwang!!!

    “Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.”
    (Albert Einstein )

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
    aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher
    (Albert Einstein )

    Hans-Olaf Henkel -Zwangsmitgliedschaften abwracken – NDR am 01.12.2009
    http://www.youtube.com/watch?v=3w1rR4OhpBA

    ARD Kontraste: IHK und die Luxuspensionen aus Zwangsbeiträgen
    http://www.youtube.com/watch?v=ubteVnyQ7s4

  12. Karl Teig

    50 Millionen die Zwangsmitglieder bezahlen müssen. Hoffentlich macht bald der Europäische Gerichtshof dem Spuk ein Ende

  13. Jennifer

    bis zur etwa 40. sekunde fand ich den spot klasse, als dann das haus zusammenbricht, nicht mehr…

  14. URS

    Ich habe mir den Film erst jetzt, einen Monat später, angesehen. Haiti und der Kölner/Düsseldorfer Pfusch sind langsam abgeebbt. :-|

    Bis 0:42 finde ich den Film recht gut, danach finde ich es zu übertrieben. Außerdem waren meine Gedanken: die meisten Güter kommen eh’ nur aus einer Maschine, wo gelegentlich mal ein Mensch zuschaut oder ein Knöpfchen drückt.
    Nun gut, diese Maschinen werden von Handwerkern zusammengebaut.

    Besser wäre ein jeweiliges plötzliches Verschwinden der Gegenstände gewesen, statt ein langsames Auflösen und Zusammenbrechen — das hatten wir schon in der U-Bahn unterm Kölner Stadtarchiv vor einem Jahr.

    Für den nächsten Film wünsche ich mir, daß die Leistungsfähigkeit des Handwerks gezeigt wird — daß wir gute Handwerker vor Ort brauchen, keine billigen ungelernten Wanderarbeiter und auch keine weit weg gefertigten Güter, nur weil sie billiger sind.

    Aber — je abgedrehter und wirklichkeitsfremder der Werbefilm ist, desdo mehr Geld wird durch Auftraggeber oder Werbeagentur verschwendet. Daran muß ich bei fast jedem Werbefilm über Versicherungen und Banken denken.

  15. Michael Pramann

    dann seht mal hier:

    http://www.youtube.com/watch?v=ID_KvUa_T7k

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